München/Berlin - Im Rechtsstreit um die Inszenierung des Bertolt-Brecht-Stückes "Baal" am Münchner Residenztheater wird es voraussichtlich bis Mitte der Woche eine Erklärung des Gerichts geben. Das sagte eine Justizsprecherin am Montag. Der Suhrkamp Verlag will die Aufführung von Frank Castorfs Inszenierung verbieten lassen und hat darum einen Antrag auf einstweilige Verfügung beim Landgericht München eingereicht.

Die Begründung des Berliner Verlages, der als Vertreter der Brecht-Erben auftritt: Bei Castorfs Interpretation handle es sich "um eine nicht-autorisierte Bearbeitung des Stückes von Bertolt Brecht". Castorf inszeniert Brechts Frühwerk "Baal" unter anderem als Auseinandersetzung mit dem Vietnam-Krieg und fügte dazu Texte ein, die Brecht gar nicht geschrieben hat. Brechts Erben geht das zu weit. Beim Residenztheater wusste man auch am Montag nur von der Ankündigung des Verlages, den Antrag auf einstweilige Verfügung zu stellen. Ein offizielles Schreiben lag dem Theater nach eigenen Angaben noch nicht vor.

Residenztheater-Intendant Martin Kusej hatte den Streit um "Baal" bereits am 30. Jänner öffentlich gemacht und erklärt, er halte das Vorgehen von Suhrkamp für "völlig unverständlich". Zuletzt war das Stück am vergangenen Freitag aufgeführt worden, auch für kommenden Freitag (13. Februar) steht es wieder auf dem Spielplan. (APA, 9.2.2015)