Bild nicht mehr verfügbar.

Anstellen für die Inskription: Um Weiterstudieren zu können, müssen Studienanfänger die Studieneingangs- und Orientierungsphase absolvieren.

Foto: apa/Pfarrhofer

Wien - ÖH und Grüne halten wenig davon, die Studieneingangs- und Orientierungsphase (Steop) auszubauen. Meinhard Lukas, neuer Rektor der Johannes-Kepler-Universität Linz, hatte im Interview mit derStandard.at angekündigt, die Steop an seiner Uni verschärfen zu wollen. "Das ist für die ÖH keine Option", sagt Bernhard Lahner vom Vorsitzteam der ÖH. "Es wird möglichst fleißig daran gearbeitet, die Studierenden möglichst wenig in Ruhe studieren zu lassen", sagt die grüne Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer. Sie schlägt eine einjährige allgemeine Orientierungsphase vor, bei der die Studierenden möglichst frei in verschiedene Studien "hineinschnuppern" können.

Darüber, dass die Studieneingangsphase reformiert werden muss, sind sich alle einig. Derzeit wird sie an den verschiedenen Universitäten sehr unterschiedlich umgesetzt. Die Studierenden müssen zwischen 0,5 und 30 ECTS-Punkten absolvieren, um ihr Studium fortführen zu können. Der Rechnungshof hat deshalb 2013 die Steop kritisiert, es gebe zu wenig inhaltliche Anforderungen im Gesetz. Eine Arbeitsgruppe wurde eingesetzt, sie soll dem Parlament bis zum Ende des Jahres 2015 eine Evaluierung vorlegen. Mitglieder im Verhandlungsteam sind die Universitätenkonferenz (Uniko), die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) sowie Vertreter des Ministeriums.

Bericht im Februar

Aus dem Wissenschaftsministerium heißt es auf Anfrage von derStandard.at, dass die Arbeitsgruppe schon früher fertig sein wird. Die Uniko kündigt für Ende Februar einen ersten Bericht der Gruppe an. Derzeit führt das Institut für Höhere Studien eine Umfrage unter Universitätsleitungen und Studierendenvertretern durch.

Rektor Lukas hatte seinen Wunsch nach einer schärferen Steop vor allem damit begründet, dass es derzeit in ganz Österreich zu viele Studienabbrecher und prüfungsinaktive Studierende gebe. Wissenschaftssprecherin Maurer stellt infrage, dass die hohe Drop-out-Rate tatsächlich so negativ ist, wie Lukas sagt. "Viele Studierende inskribieren sich am Anfang in mehrere Studien und entscheiden sich später für eines davon", sagt Maurer zu derStandard.at. Es sei nichts Neues, dass sich Studierende orientieren müssen.

Einjährige Orientierungsphase

Die Abgeordnete spricht sich für eine einjährige Orientierungsphase am Studienbeginn aus. Studierende sollen in den ersten beiden Semestern in verschiedene Studien hineinschnuppern können und sich erst später für ein Studium entscheiden müssen. "Derzeit ist die Orientierung zunehmend schwierig, weil die Steop sehr strikt ist." Die vielen prüfungsinaktiven Studierenden erklärt sich Maurer unter anderem dadurch, dass die Studienanfänger von der Steop abgeschreckt werden. "Die 18-Jährigen sind völlig orientierungslos und eingeschüchtert, sie zögern die Prüfung hinaus."

ÖH: "Inhaltliche Mängel"

Auch die ÖH ist gegen einen Ausbau der Steop. "Wie schon 2012 von der ÖH nachgewiesen, empfinden über 70 Prozent der Studierenden die Eingangsphase als zusätzliche Belastung und nicht als Orientierungshilfe. Das liegt zum einen an den inhaltlichen Mängeln und fragwürdigen Prüfungsmethoden", sagt Lahner. Eine Belastung sei zudem, dass ein Nichtbestehen eine Sperre von einem Studienjahr für das Wunschstudium bedeuten könne.

Die ÖH spricht sich deshalb für eine "echte Orientierungsphase" aus. Zusätzlich zu Einführungstutorien und Lehrveranstaltungen zur wissenschaftlichen Methodik sollen dabei Studierende auch Lehrveranstaltungen aus verschiedenen Studienrichtungen an unterschiedlichen Hochschulen belegen können.

Keine Debatte zu Studiengebühren

Eine Debatte über Studiengebühren, wie sie Lukas angeregt hat, lehnt Maurer ab. "Studiengebühren als Abschreckungsmaßnahme sind gesellschaftspolitisch völlig irre", sagt die grüne Wissenschaftssprecherin. Nicht einmal Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) wolle momentan über Studiengebühren diskutieren. Tatsächlich ist dieses Thema derzeit nicht auf der Agenda der Regierung. Auch die Universitätenkonferenz will sich seit Jahren auf keine Diskussion einlassen, da Gebühren das Uni-Budget nur gering aufbessern würden.

Einzig die Neos haben kürzlich ein Modell für Studiengebühren vorgelegt. Deren Wissenschaftssprecher Nikolaus Scherak schlug vor, dass die Universitäten innerhalb eines Korridors von null bis 1.500 Euro pro Semester autonom Geld von den Studierenden verlangen dürfen. Gezahlt werden sollen die Studiengebühren allerdings erst nach Abschluss des Studiums ab einer bestimmten Einkommenshöhe. (Lisa Kogelnik, derStandard.at, 10.2.2015)