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Am geringen Frauenanteil in der Technik hat sich seit 1994 kaum etwas geändert.

Foto: apa/Fohringer

Wien - Die Kurve zeigt nach oben - immerhin. Zum Start der Fachhochschulen, 1994, waren 22 Prozent der Studierenden weiblich, 2000 gab es etwa ein Drittel Frauen, 2006 dann 42 Prozent, und aktuell liegt der Frauenanteil unter Studierenden knapp unter der 50-Prozent-Marke.

Und trotzdem ist 50:50 noch nicht der Idealfall: Splittet man die Zahlen nach Studiengängen, zeigen sich große Gräben zwischen Männern und Frauen. Am geringen Frauenanteil in der Technik, etwa in Ingenieurswissenschaften und in der Informatik, hat sich nichts geändert - von fünf Studierenden ist nur eine weiblich. Umgekehrt sind Studentinnen in den Sozialwissenschaften und Gesundheitswissenschaften in der Überzahl. Gleichgewicht herrscht nur in künstlerischen und gestalterischen Studien, die an Fachhochschulen allerdings kaum angeboten werden.

45 Prozent Frauen vorgeschrieben

Dass es hier also noch immer viel auszugleichen gibt, sieht auch die Fachhochschulkonferenz. "Das muss allerdings von den diversen Fachhochschulen einzeln behandelt werden", sagt Generalsekretär Kurt Koleznik. "Wir sind hier nicht die Holding, die den Fachhochschulen etwas vorschreibt." Verankert ist im Fachhochschulgesetz eine Quote von 45 Prozent, diese gilt es, "wenn möglich", zu berücksichtigen. Außerdem gebe es an so gut wie allen Fachhochschulen bereits Gender- und Gleichberechtigungsbeauftragte, die sich mit diesen Herausforderungen auseinandersetzen, sagt Koleznik.

Wo also ansetzen, um auch Frauen für technische Studien zu motivieren? Eine Frage, die nicht erst seit kurzem und auf mehreren Ebenen diskutiert wird.

Viele Projekte und Initiativen an technischen Fachhochschulen haben zum Ziel, mehr Frauen anzuwerben und bestehende Studentinnen zu halten. Ein Beispiel ist das Projekt Gemis (GenderMainstreaming in informatiknahen Studiengängen) des Technikums in Wien. Untersucht wurden Geschlechterverhältnisse in informatiknahen Studiengängen, das Ergebnis war ein Gender-Mainstreaming-Maßnahmenkatalog, der allen Lehrenden zur Verfügung steht. Darin sind Beispiele für Lehrinhalte und didaktische Methoden im Bereich Programmierung angeführt, die auf die Bedürfnisse weiblicher Studierender abgestimmt sind.

Unterschiede beim Übergang zum Master

Betrachtet man den Übergang vom Bachelor zum Master oder gar zum Doktorat, gibt es auch hier erhebliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

Während beim Bachelor beinahe gleich viele Studierende Frauen wie Männer sind, nehmen die weiblichen Studierenden im Master ab: Hier sind etwa 60 Prozent männlich, eine Problematik die sich - wie das Gefälle bei den Fächern - auf das spätere Arbeitsleben der Frauen maßgeblich auswirkt.

Die Gründe für die Abnahme sind vielfältig: Oft fällt der Master in jene Zeit, in der Frauen eine Familie gründen.

Zu wenige Frauen beziehungsweise Frauen nur in "weiblichen" Studienbereichen - das perpetuiert sich häufig in der Lehre und in der Führungsebene der Fachhochschulen.

Professorinnen sind in technischen Fächern in Österreich nur in geringer Zahl tätig, in den Bereichen Soziale Arbeit, Marketing oder in den Gesundheitswissenschaften zeigt sich hingegen - wie bei den Studierenden - ein anderes Bild. Noch weiter oben - in der Führungsebene - dominieren ebenfalls die Männer. Von 21 Kollegiumsleitern sind beispielsweise nur sechs weiblich. Besser sieht es in den Geschäftsführungen aus: Aktuell sind mit elf sogar mehr als die Hälfte weiblich.

Am teilweise sehr geringen Frauenanteil können auch die Gender- und Diversity-Beauftragten nicht viel ändern - zumindest wenn man nur die Zahlen betrachtet. Für Martina Gaisch, Beauftragte der FH Oberösterreich, ist das aber nicht alles: "Es hat in den letzten Jahren eine Sensibilisierung stattgefunden. Dass Vielfalt ein Gewinn ist und ein hoher Frauenanteil auch in der Technik wichtig ist, ist Common Sense." (Lara Hagen, DER STANDARD, 14.2.2015)