Evandro Pedroni, Sophie Resch und Fanni Futterknecht treten im neuen Stück der Letzteren, "Across the White", als Chinaopern-Figuren an. Zu sehen im Kunstraum Im Ersten.

Foto: Kamen Stoyanov

Wien - Einer der schönsten Titel der chinesischen Kanton-Oper, die sich aus der Zeit der Yuan-Dynastie (1279-1368) entwickelt und bis in die Gegenwart erhalten hat, lautet: Verjüngung der roten Pflaumenblüte. Dagegen klingt der Titel Across the White - An imagination in colour, movement and sound, den die Wiener Performancekünstlerin Fanni Futterknecht ihrer jüngsten Arbeit gegeben hat, beinahe schon herb.

Die Premiere von Across the White ist jetzt in dem Kunstraum Im Ersten, Sonnenfelsgasse 3, zu erleben. Futterknecht hat sich während eines Studienaufenthalts in China vom Zauber der chinesischen Oper anregen lassen. Am bekanntesten ist dieses Genre als Pekingoper, die allerdings von der Kunqu-Oper des 16. Jahrhunderts abstammt. Mit ihren reichen Kostümen, einem hochspezialisierten gestischen Vokabular, mit spezifischem Tanz, Gesang und Zeichenrepertoire sind die Stücke der Pekingoper genauso attraktiv wie rätselhaft.

Die Verbindung dieser Elemente zu Fanni Futterknechts bisherigen Performances, in denen Gegenstände und maskierte Figuren poetische Szenarien bilden, ist nachvollziehbar. Im Vorjahr hat die Künstlerin, deren Spektrum auch Installationen und Interventionen miteinschließt, ihr abgründiges Video An Object With A Sharp Beginning im Wuk vorgestellt. Die beiden nervigen Charaktere darin entstanden bereits vor vier Jahren für die Performance I Almost Love You: mit buntem Gummigewand bekleidete Kunstfiguren in einer Billiglandschaft aus allerlei skulpturenähnlichen Objekten. Dort wird das Drama des Menschseins in eine abstrahierte Parallelwelt gezwängt. Wieder aufgetaucht ist das unheimliche Pärchen 2012 in dem Stück This Is Not A Romantic Project.

Bei Across the White, einem Konstrukt aus Performance, Choreografie und Installation, treten nun drei Chinaopernfiguren an (verkörpert von Evandro Pedroni, Sophie Resch und der Künstlerin selbst). Futterknecht bezeichnet ihre Arbeit als "Konflikt, ausgetragen in Komposition und Farbe" und Auseinandersetzung "mit den Bezügen zwischen Bild und Narration". Dabei wird "eine klassische Geschichte um Rebellion, Ordnung, Naivität und Stärke in eine eigene Sprache der Formen, Farben, Stimme und Sound übersetzt". (Helmut Ploebst, DER STANDARD, 20.2.2015)