"Das Team Stronach ist derzeit wirklich politisch bedeutungslos, in Umfragen liegen wir bei einem Prozent", sagt Vizeparteichef Wolfgang Auer.

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STANDARD: Das Team Stronach ist in der politischen Bedeutungslosigkeit verschwunden. Wieso wollten Sie dennoch als Spitzenkandidat in der Steiermark antreten?

Auer: Es war keine Entscheidung von drei Minuten, sondern ich habe Monate überlegt. Es ist ein persönliches Risiko, als Privatperson kann man sich in der Politik nur die Finger verbrennen. Ich kann mich mit der Philosophie der Partei identifizieren. Aber ja, das Team Stronach ist derzeit wirklich politisch bedeutungslos, in Umfragen liegen wir bei einem Prozent. Das ist eine Katastrophe, aber tot ist man erst, wenn man wirklich tot ist.

STANDARD: Haben Sie bei der Nationalratswahl 2013 das Team Stronach gewählt?

Auer: Nein, ich war immer Wechselwähler, bis auf Neos und Kommunisten habe ich alle Parteien gewählt.

STANDARD: Warum haben Sie das Team Stronach nicht gewählt?

Auer: Ich habe eine Persönlichkeit gewählt und keine Partei. Bei der nächsten Wahl wähle ich mich.

STANDARD: Von Blau bis Grün ist es ein breites Spektrum. Wo würden Sie sich politisch einordnen?

Auer: Ich bin kein ideologischer Fanatiker, ich kann extreme Positionen für mich ausschließen, sowohl links als auch rechts. Für mich ist eine neue Politik interessant, Politik für Menschen.

STANDARD: Das klingt indifferent.

Auer: Es ist auch indifferent. Politische Ideologien haben sich bald überholt.

STANDARD: Viele haben sich schon mit Frank Stronach überworfen. Haben Sie Angst, dass Ihnen das auch passieren könnte?

Auer: Angst habe ich nicht. Wenn das politische Abenteuer vorbei sein sollte, ist es für mich persönlich keine große Tragödie. Aber Stronach ist auch nicht mehr 65, er wollte nie operativ tätig sein, das wurde missverstanden.

STANDARD: Mitgemischt hat er immer.

Auer: Die Frage ist aber, wie man seine Einmischungen bewertet.

STANDARD: Wie bewerten Sie sie?

Auer: Er denkt anders, auf Englisch. Mir hat er auch leidgetan, Medienarbeit ist nicht einfach. Doch der eine oder andere Sager war einfach suboptimal.

STANDARD: In den vergangenen Monaten war die Partei vor allem wegen Streitigkeiten in den Medien.

Auer: Es war viel von Chaostruppe zu lesen. Die Einstimmigkeit der jüngsten Beschlüsse zeigt aber, dass wir jetzt die Chance haben, uns so zu positionieren, wie es Stronach gerne gehabt hätte.

STANDARD: Ist die steirische Landtagswahl die letzte Chance für das Team Stronach?

Auer: Wenn wir mein Ziel, den Einzug in den Landtag, nicht schaffen, ist es für mich erledigt, und das würde auch dem Team Stronach nicht guttun.

STANDARD: Der Wahltermin in der Steiermark steht noch gar nicht fest, der Wahlkampf hat aber schon begonnen. Auf welche Themen werden Sie setzen?

Auer: Die steirische Reformpartnerschaft war nur ein Marketingschmäh, über ihre politische Zukunft wird abgestimmt. Wir bekennen uns ja zu Reformen, aber der Schuldenstand hat sich seit Klasnic verfünffacht.

STANDARD: Und welche Themen wollen Sie angehen?

Auer: Wir wollen, wie alle, Arbeitsplätze sichern und schaffen. Die Steiermark ist gut aufgestellt. Wo wären wir denn ohne Investitionen von Frank Stronach? Ich will Investitionen generieren und hoffe auch darauf, dass er seine Geldtasche wieder aufmacht. Die Arbeitsplatzsituation in der Steiermark ist ja nicht allzu rosig.

STANDARD: Viele Junge wandern ab. Was wollen Sie dagegen tun?

Auer: Ich stamme aus dem Bezirk Murau, der wirtschaftlich sehr schwach ist. Es gibt viele Konkurse und die höchste Selbstmordrate Österreichs. Ich kenne die Depression dort. Laut Umfragen der Landesregierung werden in den nächsten 20 Jahren bis zu 35 Prozent der Bevölkerung abwandern. Die Bezirke sterben wirklich, wenn nicht in Infrastruktur investiert wird, sondern Polizeidienststellen, Bezirkshauptmannschaften und Postfilialen eingespart und geschlossen werden.

STANDARD: Gleichzeitig ist es auch eine Effizienzsteigerung in der Verwaltung, die das Team Stronach doch ständig fordert.

Auer: Reformen müssen durchdacht sein. Veränderungen sind gut und wichtig, in den letzten vierzig Jahren hat sich ja kaum etwas verändert.

STANDARD: Die Gemeindefusionen waren eine Veränderung.

Auer: Ich verstehe aber nicht, warum man dann diese Reformen in den Vordergrund des politischen Wirkens stellt, aber nicht genug Zeit war, um zu schauen, wie viele Frankenkredite die Steiermark hat, wodurch sich der Schuldenstand über Nacht vervielfacht hat.

STANDARD: Finden Sie die Gemeindefusionen schlecht?

Auer: Prinzipiell schlecht sind sie nicht. In manchen Gegenden ist es sinnvoll, in manchen weniger. Die Verwirrung ist groß.

STANDARD: Bei der Nationalratswahl 2013 war die FPÖ die stimmenstärkste Partei in der Steiermark. Was ist Ihr Rezept dagegen?

Auer: Die FPÖ ist ein eigenes Thema. Wir gehen nicht in die gleiche Richtung, wir schreien nicht am lautesten und treten nicht am aggressivsten auf. Man muss die Wähler fragen, bestimmt war es ein Denkzettel für Landeshauptmann Franz Voves und seinen Vize Hermann Schützenhöfer.

STANDARD: Voves hat vor kurzem vorgeschlagen, Integrationsunwilligkeit zum Tatbestand zu machen. Was halten Sie davon?

Auer: Das war ein entbehrlicher Sager von Voves. Wie soll das umgesetzt werden?

STANDARD: Zuwanderung wird im Wahlkampf eine Rolle spielen. Was ist Ihre Position dazu?

Auer: Österreich kann ohne Zuwanderung nicht existieren. Es gibt viele clevere Typen, die herkommen wollen und es sehr schwer haben. Dennoch brauchen wir bestimmte Regeln, wir sollten uns aussuchen können, wer zuwandern darf. (Marie-Theres Egyed, DER STANDARD, 25.2.2015)