Sie ist in einer denkbar ungemütlichen Situation, die steirische ÖVP - und mit ihr Landeshauptmannvize Hermann Schützenhöfer. Der ÖVP-Landeschef hat jetzt nach monatelangem Zaudern endlich den ohnehin von allen erwarteten Entschluss bekanntgegeben, wieder als Spitzenkandidat für die Landtagswahl anzutreten. Um die Reformpartnerschaft mit der SPÖ weiterzuführen - das Land gehe vor. Das bedeutet für seine Partei, und das sagt Schützenhöfer auch klar, dass sich die steirische Volkspartei damit abgefunden hat, nochmals eine lange Periode als Zweite in der Regierung zu sitzen. Für eine so selbstbewusste Partei wie die steirische ÖVP, die hier jahrzehntelang das Zepter schwang, ist das ein Stück hartes Brot.

Ob ihm die Parteibasis folgen wird? Die Alternative wäre der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl gewesen. Er hat aufgezeigt und mehrmals intern kundgetan, dass er bereit wäre, ins Land zu wechseln. Nagl hätte für SPÖ-Chef Franz Voves durchaus unangenehm werden können, da er als "Nicht-Reformpartner" auf die SPÖ keine Rücksicht nehmen müsste. Unter dem urbaneren Nagl hätten wohl einige aus der alten Garde gehen müssen. Die Landesparteispitze ließ Nagl aber auflaufen.

Wird Schützenhöfers Kurs bei den Gemeinderatswahlen im März abgestraft, wird es ungemütlich, und "Schützi" - wie er in der Steiermark gerufen wird - wird alle Mühe haben, einen Richtungskampf in seiner Partei zu verhindern. (Walter Müller, DER STANDARD, 6.3.2015)