"Liebe und Krieg" nach Shakespeares "Troilus und Cressida" im Dschungel: eine Arbeit des Studiengangs Schauspiel der Konservatorium Wien Privatuniversität.

Foto: Armin Bardel

Wien - Shakespeares Historiendramen scheinen auf den ersten Blick für minderjähriges Publikum ungeeignet zu sein. Zu viel Blut, zu viel hintergründige Staatspolitik. In einem dreiteiligen Projekt, das Studierende der Konservatorium Wien Privatuniversität mit dem Dschungel Wien auf die Beine gestellt haben, vollbrachten Autoren und Regisseure aber tolle "Übersetzungsarbeit", sodass beispielsweise Heinrich V. bei den Erstklässlern so richtig einfährt.

Zu "3 x Shakespeare" gehören weiters Liebe und Krieg von Dietrich Trapp (nach Troilus und Cressida) sowie War Game, eine Choreografie von Nikolaus Selimov, das bei einem Julius Caesar-Zitat seinen Anfang nahm.

Im Dschungel Wien, wo die Studierenden (zweiter Jahrgang, Leitung: Karoline Exner) seit Samstag ihre drei Stücke zeigen, mischt sich das Publikum. Heinrich der Fünfte von Ignace Cornelissen wird jungen Zuschauern ab sechs Jahren empfohlen; War Game erst ab 14.

Britenkönig mit Brille

Heinrich der Fünfte weckt Theaterlust. Frank Panhans' fröhlich-bunte, mit Slapstick versehene Inszenierung zeigt gleichermaßen Verständnis für den nach Frankreich übersetzenden Britenkönig (mit Brille: Anatol Käbisch) - eine umgelegte Stehleiter dient dabei als Schiffsbug - als auch für die Not der französischen Prinzessin Katharina. Diese wird im Reihumprinzip von drei Erzählerinnen abwechselnd verkörpert, was wunderbar gelingt und für perspektivische Überraschungen sorgt.

Insgesamt ist der grobe Bastelcharme der Inszenierung ein wenig überspannt: Die Ritterburg ist mit Zeitungspapier tapeziert, Luftballons dienen als Soldatenheere, grelle Tüllkostüme erinnern ein wenig an Fasching.

Mit tollen Kostümen und Bärten wartet hingegen Liebe und Krieg (Regie: Markus Emil Felkel, Ausstattung: Vanessa Achilles-Broutin)) auf. Die Krieger sehen aus wie Marvel-Actionfiguren, höchst erhaben wirkt Agamemnon (Valentin Postlmayr) mit Goldturban. Große Klasse hat das Sprechakrobatikduell von Hektor und Ajax (Noah Saavedra, Deniz Baser). (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 31.3.2015)