Zu dritt stehen sie im Schatten des mittlerweile angegrauten Neuen Institutsgebäudes (NIG) in Wien und strecken ihr Kampagnenmaterial den Passanten entgegen. Die meisten Studenten hetzen vorbei, von der Kritik am "immer größeren Druck" an der Uni wollen sie nichts wissen. Sonja Beier, Spitzenkandidatin des Kommunistischen StudentInnenverbands KSV, bleibt tapfer. Immerhin: Am benachbarten Stand der jungen Neos ist genauso wenig los.

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Beier ist zwar erst 21, doch laut Eigenbeschreibung bereits "Veteranin" im KSV. Schon als Schülerin habe sie bei Wahlen geholfen. Ihr Erstkontakt: eine Demo "gegen irgendein Sparpaket". Dort habe sie ein Transparent tief beeindruckt – "Eat the rich" stand darauf. Heute prangt der Spruch auch auf den KSV-Werbesackerln.

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Die "Unibrennt"-Proteste gegen die Bildungspolitik kennt Beier nur aus Erzählungen, "da war ich noch zu jung", doch wisse sie von älteren Genossen, dass zu viel Basisdemokratie die Revolte gebremst habe. Daher bevorzuge sie die Meinungsfindung per Mehrheitsbeschluss, wie sie im KSV gepflogen wird, sagt Beier.

Viele linke Listen

Ein hartes Pflaster sei der ÖH-Wahlkampf. Bei der letzten Wahl erreichte der KSV 2,2 Prozent der Stimmen. Zwar seien viele Studierende links eingestellt, doch mache es das große Angebot an Linksparteien schwer, die Listen auseinanderzuhalten, so die Ottakringerin. "Aber wir sind natürlich unterscheidbar", beeilt sie sich dazuzusagen. Konkret etwa dadurch, dass sich der KSV nicht nur für soziale Nöte der Studierenden interessiere, sondern auch deren Wurzeln benenne – nämlich das kapitalistische System.

So fordere man eine drastische Erhöhung des Bildungsbudgets, wisse aber, dass diese nur durch Vermögenssteuern für die obersten zehn Prozent der Einkommensbezieher finanzierbar sei.

Einmal ausfinanziert, könnten die Unis ohne Privatbeteiligung auskommen – das Wunschszenario des KSV. Denn, so Beier, dass ein Unternehmen wie Siemens, "das in Afrika mit seltenen Rohstoffen schmutzige Geschäfte macht", als Partner ihrer Universität auftrete, sei untragbar. Ob denn ein anderes Unternehmen, das auf die Einhaltung von Menschenrechte achte, für sie akzeptabel sei? "Nein", sagt Beier, "ein Großunternehmen, das Menschenrechte achtet, gibt es nicht – sonst wäre es nicht so groß."

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"Ich liebe es zu provozieren", sagt die Physikerin in spe mit Faible für Weltraumforschung. So bemüht sie sich gar nicht erst, den Vorwurf, der KSV distanziere sich zu wenig vom Stalinismus, zu entkräften: "Ich halte nichts von Personalisierung der Geschichte, auch in Stalins Zeit gab es gute Entwicklungen – Schulen für Bildungsferne wurden gebaut". Kuba lebe vor, dass Annäherungen an die klassenlose Gesellschaft gelingen könnten. Schließlich, so Beier, sei auch in Mehrparteiensystemen nicht alles rosig: "Was haben die Leute davon, wenn sie aus vielen Parteien wählen können, aber keine ihre Interessen vertritt?" (Maria Sterkl, derStandard.at, 27.4.2015)