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Vizeparteichef Wolfgang Auer bot Frank Stronach die Stirn und muss jetzt als stellvertretender Parteichef des Teams Stronach seinen Hut nehmen.

APA / Helmut Fohringer

Wien/Graz – Robert Lugar hat zum Glück seine Hypo-Akten, in die er sich als Ausschussmitglied ganz tief vergraben kann. "Ich hab gar nichts mitbekommen, nur ein bissl etwas aus der Zeitung, ich bin total mit dem Ausschuss eingedeckt", macht der Abgeordnete auf unwissend. Wie es mit seiner Partei, dem Team Stronach, nach dem Machtkampf an der Spitze weitergehe? "Keine Ahnung", aber der "Frank" werde es schon richten und "alles entscheiden".

Anfang Mai kommt Parteiführer Frank Stronach wieder aus Kanada zurück. "Und dann wird die Abwahlwahl des Obmannstellvertreters auf der Tagesordnung stehen", sagt Bundesgeschäftsführer Ronald Bauer im STANDARD-Gespräch – und meint damit Wolfgang Auer, der vor kurzem als Spitzenkandidat für die steirische Landtagswahl nach Kritik an der "undemokratischen Parteistruktur" abgesetzt und durch den ÖVP-Bauernbündler Josef Kaltenegger ersetzt worden ist.

Demokratische Defizite

Nun soll er Anfang Mai von der "Mitgliederversammlung" auch als Vizeparteichef geschasst werden. Das Gremium besteht nach Worten Bauers aus 20 Bundesparteimitgliedern. Er werde aber keine Namen nennen. Bemerkenswertes Detail: Diese "Mitgliederversammlung" wird vom "Bundesparteivorstand" eingesetzt. Und woraus besteht dieser Vorstand? Bauer: "Aus dem Parteiobmann Frank Stronach, seinem Stellvertreter und mir als Finanzreferenten."

Diese sehr speziellen Parteistrukturen mit demokratischen Defiziten wollte Noch-Vizeparteichef Auer verändert wissen. Nationalratsabgeordneter Leo Steinbichler unterstützt jetzt Auer und zeigt "kein Verständnis dafür, dass Auer jetzt gehen musste". Steinbichler: "Er hat ja nichts falsch gemacht, sondern nur das Richtige angesprochen. Denn natürlich brauchen wir endlich eine Demokratisierung der Partei." Im Klub würden diesbezüglich in den nächsten Tagen Gespräche laufen.

Stronach soll "Hof vererben"

Wie Auer hält es auch Leo Steinbichler für ratsam, wenn sich Stronach zurückzöge, "seinen Hof vererbt und sich über die Früchte, die die Nachkommen ernten, ganz einfach freut". Hinter vorgehaltener Hand wollen jedenfalls bereits mehrere Bundespolitiker für den Verbleib Auers eintreten und eine Demokratisierung einfordern.

Bundesgeschäftsführer Ronald Bauer rechtfertigt den Rauswurf Auers damit, dass es "keine Vertrauensbasis" mehr zu Stronach gegeben habe. Zur Forderung einer Demokratisierung der Partei: "Ich verstehe nicht, was daran so falsch sein kann, wenn Frank Stronach entscheidet, was in seiner Partei passiert. In jeder Partei hat doch der Parteiobmann das letzte Wort." (Walter Müller, DER STANDARD, 29.4.2015)