Wien – Ein einziges Plakat der Unabhängigen Fachschaftslisten Österreich (FLÖ) hängt vor der Uni Wien. "Plakatständer brauchen wir nicht", sagt Philip Flacke, Listenerster des Spitzenkandidatenteams der FLÖ, die heuer zur Wahl der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) antreten. Flacke wartet auf potenzielle Wähler und trinkt einen Verlängerten. "Ich bin schon eingeösterreichert", sagt der gebürtige Deutsche.

Philip Flacke hat kein konkretes politisches Vorbild.
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Seit vier Jahren studiert er Psychologie in Klagenfurt. Als "deutscher Kärntner" solle er sich auf Beschimpfungen gefasst machen, wurde ihm gesagt. Doch bis jetzt läuft es gut. Lehramtsstudentin Valentina lässt sich auf ein Gespräch ein, die FLÖ kommen ihr aber "nicht bekannt vor". An der Uni Wien haben sie das letzte Mal 2009 kandidiert. Heuer treten sie dort für die Bundesvertretung (BV) an. "Die Uni Wien kann man wegen ihrer Größe nicht ignorieren", sagt Flacke.

"Die ÖH hat mir geholfen", sagt Studentin Valentina.
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"Die ÖH hat mir geholfen. Schwanger zu studieren ist nicht leicht", sagt Valentina. Das wollen die FLÖ ändern: Sie fordern bessere Kinderbetreuung und flexiblere Studien. Konkret soll es weniger Anwesenheitspflicht geben und "keine starren Studienpläne". Als Dankeschön für ihre Zeit bekommt Valentina einen Button mit einem Schaf, dem Wappentier der FLÖ.

Das Schaf ist das Wappentier der Fachschaftslisten Österreich (FLÖ).
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Die Buttons hat die Fachschaftsliste der TU Wien gemacht. Der ganze Wahlkampf ist Do-it-yourself, das bundesweite Budget dafür: 450 Euro aus privaten Spenden. Das liegt daran, dass die FLÖ parteiunabhängig sind. "Unsere Fraktion wird von Studierenden getragen, die verschiedene politische Einstellungen haben", sagt Flacke. Solange man sich an die Grundsätze halte, sei die Ideologie egal.

Burschenschafter schließen sie aber aus, auch in der Koalition: "Wir arbeiten mit allen zusammen außer dem Ring Freiheitlicher Studenten", sagt Flacke. Derzeit sind die Fachschaftslisten mit 17,2 Prozent die zweitstärkste Fraktion und im ÖH-Vorsitz. "Da wollen wir ein Korrektiv sein. Wenn keine Partei dahintersteht, macht man eher den Mund auf", sagt Flacke. Er hofft, dass die FLÖ heuer 20 Prozent erreichen.

Mehr Mitspracherecht

Ein weiteres Ziel ist, die Hochschulvertretungen besser zu vernetzen. Dieser Wissensaustausch sei wichtig, weiß der BV-Mandatar Flacke. Er war an der Uni Klagenfurt im Bildungspolitischen Referat tätig, wo er studienrechtliche Probleme bearbeitete, das Fachgebiet der FLÖ. Sie wollen ein bundesweites und für alle Hochschulen geltendes Studienrecht einführen. Damit "es einfacher ist, seine Rechte einzufordern". Neben den Rechten soll auch die Mitsprache gestärkt werden: mit der Drittelparität. Das bedeutet, dass Studierende gleich viele Stimmen in Hochschulgremien haben wie Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter.

Ein Plakat hängt die FLÖ an der Uni Wien dann doch auf.
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Auch Beihilfen sollen an die Inflation angepasst und die Altersgrenze aufgehoben werden. Davon würde auch der 35-jährige Flacke profitieren. Derzeit lebt er von Ersparnissen. Die ÖH sei "ein Vollzeitjob", da könne man nicht nebenbei arbeiten. Ob das anders wird, wenn Flacke im Vorsitz sein sollte, ist fraglich. Er will jedenfalls "zwei Jahre Vollgas geben". (Selina Thaler, 6.5.2015)