Wien - Mittwoch, 6. Mai, 12 Uhr bei der Rampe der Universität Wien. Etwa ein Dutzend Burschenschafter ist aufmarschiert. Wie jeden Mittwoch führen die Deutschnationalen ihre "Wichs" aus und zeigen Präsenz. Flankiert sind sie von mindestens doppelt so vielen Polizisten. Vor und hinter ihnen hat sich die Polizei aufgereiht. "Die Gedanken sind frei, niemand kann sie erraten", stimmen Burschenschafter an. So mancher Jungfuchs hält sich am mitgebrachten Liedertext fest. Es mangelt an Textfestigkeit. Und am grimmig-unbeirrbaren Blick, so wie es die Älteren vorzeigen, müssen einige noch arbeiten.

Der KSV-Lili will Inhalte vor Spitzenkandidaten stellen.
fischer

Mitstreiter des KSV-Lili sind heute zur Gegenkundgebung gekommen. Die etwa 15 Gegendemonstranten stehen unmittelbar vor den Polizisten und den Burschenschaftern. Den "Burschibummlern" rufen sie zu: "Rassistisch, ekelhaft, das ist die deutsche Burschenschaft." Da führt ein Polizist einen Demonstranten und eine Demonstrantin ab und verlangt deren Ausweise. Die beiden beharren darauf, nichts Unrechtes getan zu haben. Sie verstecken sich hinter ihren dunklen Sonnenbrillen. Die junge Studentin ist nervös. Sie hätten den Notausgang blockiert, sagt der Polizist.

Burschenschafter auf der Rampe der Uni Wien.
Foto: Christian Fischer

Schließlich lässt er die beiden gehen. Dass sich solche Szenarien an der Uni Wien schon seit Jahren jeden Mittwoch abspielen, ist Tina Sanders (27) ein Dorn im Auge. Sie hat beim KSV-Lili die Pressearbeit übernommen, legt aber Wert darauf, nicht die Spitzenkandidatin zu sein. So jemand gibt es beim KSV-Lili nicht, denn es gehe um Inalte, nicht um Einzelpersonen.

Die Matura als Voraussetzung um ein Studium beginnen zu dürfen soll genauso fallen wie der "Leistungszwang". Der enorme Druck an der Uni würde viele Studierende ins Burnout treiben. Leistungsoptimierer wie Ritalin einzuwerfen, wie dies von vielen Studierenden praktiziert werde, sei keine Lösung, sagt die Geschichtestudentin. Ein Barrierebeauftragter der Uni Wien soll sich künftig auch diesen Problemen annehmen.

Flyern gegen den Leistungsdruck.
Foto: Christian Fischer

KSV-Lili-Wahlkämpfer Phillipp Jung (26) sagt, die Uni kann nicht abgekoppelt von der Gesellschaft gesehen werden. Der vorherrschende neoliberale Gesellschaftsentwurf stellt die Verwertbarkeit der menschlichen Arbeitskraft in den Vordergrund, und den gelte es zu bekämpfen.

Am Wahlkampfstand der Kommunistischen Studentinnen gibt es Flyers und Buttons. Die von der KPÖ zur Verfügung gestellten 2500 Euro lassen keine großen Wahlgeschenke zu. "Die allerletzten Flyer", ruft ein Wahlkämpfer den entgegenkommenden Studentinnen zu. "Dann werden sie eher genommen." Wer gegen den Kapitalismus agiert, ist nicht davor gefeit, sich dessen Werbetricks zu bedienen.