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Und täglich grüßt das Murmeltier. Sitzen Sie auch in einer Zeitschleife fest? Das ist gar nicht so schlimm, denn Kinder lieben Wiederholungen.

Foto: apa/Ronald Wittek

Wie jeden Abend nach dem Zähneputzen darf Melanie die tägliche Gute-Nacht-Geschichte aussuchen. "Ich will die Geschichte vom kleinen Löwen", sagt Melanie. Denn sie darf das Buch selbst aussuchen, und seit einer gefühlten Ewigkeit will Melanie immer die gleiche Geschichte vom kleinen tapferen Löwen hören. Melanie kann den Text schon auswendig, und sie erzählt meist mit.

Genauso will Felix am Abend vor dem Schlafengehen immer das gleiche Hörspiel anhören. Johanna möchte immer das gleiche Schlaflied hören und sich dabei in den Schoß der Mama kuscheln. Für Sebastian ist es wichtig, dass er und Mama oder Papa auf dem Weg in den Kindergarten immer ein Kipferl beim Bäcker kaufen.

Jeden Tag das gleiche Ritual. Auch wenn die Nerven der Erwachsenen dadurch strapaziert werden: Kinder lieben Wiederholungen.

Lieber keine Abwechslung

Bestimmt kommt das einigen Leserinnen und Lesern bekannt vor. Jeden Abend das gleiche Buch, die gleiche Geschichte. Ihnen wäre Abwechslung lieber, hat Ihr Kind doch so viele Bücher oder Hörspiele zur Auswahl, aber Tag für Tag muss es die gleiche Geschichte, das gleiche Lied oder das gleiche Hörspiel sein. Bestimmt fallen Ihnen noch ganz andere Situationen ein, in denen es immer wiederkehrend das Gleiche für Ihr Kind sein muss. Sei es beim Verabschieden in der Früh, beim Abholen nach der Schule, bei der Auswahl der nachmittäglichen Spiele. Die Liste ließe sich wohl unendlich lange fortsetzen.

Rituale bringen Stabilität ins Familienleben

Jedes Kind entwickelt und braucht Rituale. Diese geben Sicherheit, setzen Grenzen fest, bieten Schutz und Geborgenheit. Rituale sind Ruhepunkte im Leben eines Kindes. Sie bringen Stabilität in das Familienleben und tun uns Menschen – ob klein oder groß – einfach gut.

Kinder mögen es, wenn sie sich auskennen. Rituale legen fest, wie etwas sein wird. Sie sind nichts Neues. Sie schaffen einen Wiedererkennungswert, geben Orientierung, Strukturierung und sind damit Hilfen für den Alltag jedes Kindes.

Selbstständigkeit fördern

Kinder lernen durch Rituale ihre Werte auszubilden. Dadurch werden Kinder selbstsicherer, haben mehr Vertrauen in sich und ihre Fähigkeiten und damit auch weniger Angst vor der Welt. Sie helfen, Krisen zu bewältigen, fördern die Selbstständigkeit, geben Sicherheit und Halt in instabilen Zeiten, helfen, Regeln zu erstellen und einzuhalten. Kurzum: Rituale sind wichtige Helfer für den Alltag mit Ihrem Kind.

Rituale sind familienabhängig

Manchmal werden Rituale erst bewusst, wenn man sich mit anderen vergleicht. Nicht jede Familie hat die gleichen Rituale oder legt auf die gleichen Handlungsabläufe wert.

Es gibt unterschiedliche kleinere und größere Rituale. Wie das gemeinsame Feiern von Geburtstagen, Weihnachten oder anderen Festen, beziehungsweise das Begrüßen beim nach Hause kommen. Hier werden Rituale in das Familienleben gebracht, die allen Stabilität und Sicherheit bringen.

Keine Pflichtübung daraus machen

Rituale sind keine Pflichtübung und sollten nichts Starres oder Zwanghaftes sein. Es ist wichtig, dass alle etwas Positives dabei empfinden, dann werden sie gerne gelebt. Klar ist, dass sie nicht auf ewig so bleiben. Sie verändern sich und werden angepasst, zum Beispiel an das Alter der Kinder oder an die Veränderung der Bedürfnisse und die sich wandelnde Familienstruktur.

So mögen es etwa kleine Kinder, wenn sie am Wochenende mit den Eltern im Bett kuscheln und herumtollen können. Jugendliche hingegen genießen ein gemeinsames Sonntagsessen mit den Eltern.

Ihre Erfahrungen?

Welche Rituale sind Ihnen in Ihrem Familienleben wichtig? Haben Sie Rituale, die Ihnen im gemeinsamen Alltag als Eltern Entlastung bringen? Welche Rituale haben Ihre Kinder eingeführt? Posten Sie Ihre Fragen und Ideen! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 22.5.2015)