Ein Wort wird physikalisch-künstlerisch-politisch vermessen: "Entropy".


Foto: Thomas J. Jelinek

Wien - Im Tanzquartier Wien stellt sich am Freitag und Samstag eine Entropie ein. Nur, was ist unter diesem Begriff eigentlich zu verstehen? Der Wiener Regisseur Thomas J. Jelinek packt das zusammen mit rund zehn Gästen aus Kunst und Wissenschaft in einer "performativ pataphysischen Installation zur Gegenwart" mit dem Titel Entropy an.

Ein bisserl ironisch gesagt, kann unter Entropie zum Beispiel die Erhitzung verstanden werden, die entsteht, wenn eine fixe Überzeugung unter dem Einfluss von konträr laufenden Informationen zu zerrinnen beginnt. Oder: Wer hätte vor zwanzig Jahren gedacht, dass sich das Weltall mit wachsender Geschwindigkeit ähnlich ausdehnt wie das Internet, sodass wir am Ende ganz allein durch einen kalten, sternlosen Raum sumpern werden?

Schuld daran soll eine "Dunkle Energie" sein, die immerhin rund 70 Prozent des Universums ausmacht.

Entropie, setzt Jelinek voraus, wird zu einem "Trendwort", das in diesem "frei flottierenden Kunst-Labor" eine physikalisch-künstlerisch-politische Vermessung erfährt. Mit dabei sind unter anderen Pit Noack, Christina Hartl-Prager, Lucie Strecker, Svetlana Schwin und Marian Kaiser. Es geht um einen gesellschaftlichen Wahnsinn, und dem wird hier Arbeit entgegengesetzt. An zwei Tagen erhält dies nach einem Einsatz in Dresden nun auch in Wien Methode.

Über allem thront Alfred Jarrys Père Ubu. Jarry lieferte die Methode: 'Pataphysik, deren Gegenstand laut Gilles Deleuze "die große Wendung, die Überwindung der Metaphysik" ist. Entropía bedeutet wörtlich "in Wendung". Das charakterisiert unsere Gesellschaft, die sich ihres Wissens zunehmend unsicher wird, weil sie Fakt und Fiktion, Nachweis und Meinung, fest und flüssig nicht mehr unterscheiden kann. (Helmut Ploebst, 5.6.2015)