Bild nicht mehr verfügbar.

Norbert Darabos, geboren am 31. 5. 1964 in Wien, verheiratet und Vater einer Tochter und eines Sohns, studierte Geschichte und Politikwissenschaft (Mag.), Landesgeschäftsführer SPÖ Burgenland 1998–2003, Klubobmann SPÖ Burgenland 2000–2003, Bundesgeschäftsführer SPÖ 2003–2007 sowie von 2013 bis zuletzt, Verteidigungsminister von 11. 1. 2007 bis 11. 3. 2013.

Foto: APA/Jäger

Wien/Eisenstadt – Norbert Darabos (SPÖ) hat die Bundespolitik überstanden. Der Bundesgeschäftsführer der SPÖ und langjährige frühere Verteidigungsminister wechselt als Landesrat ins Burgenland – und das pikanterweise in eine rot-blaue Koalition, die er bis vor kurzem auf Bundesebene als Stimme der Partei noch zu verdammen hatte.

Wirkliche Skrupel wird Darabos deshalb aber nicht haben. Schon vor wenigen Tagen bekundete er in einem Ö1-Interview, dass er mit Rot-Blau in seinem Heimatbundesland kein Problem habe, kenne er doch die handelnden Personen. Dazu kommt, dass Darabos wie seine gesamte Landespartei stets am rechten Rand der SPÖ verortet war, zumindest in Sicherheitsfragen.

Das Burgenland gilt dem 51-Jährigen als Herzensanliegen. Dass er dereinst gerne einmal Landeshauptmann wäre, ist seit vielen Jahren kein Geheimnis, und auch er selbst hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er nach dem Abenteuer Bund durchaus eine Heimkehr in Erwägung zieht. Schon sein Diplomarbeitsthema "Zum Selbstverständnis der burgenländischen Kroaten in der Zweiten Republik" deutet seine Heimatverbundenheit an.

Pendeln nach Kroatisch Minihof

Ein Schicksal, das Darabos mit vielen Landsleuten teilt, ist das Pendeln. Schon als Schüler musste beziehungsweise durfte der Arbeitersohn in die Bundeshauptstadt, und selbst als viel geforderter Verteidigungsminister scheute er nicht fast tägliche Reisen ins heimatliche Kroatisch Minihof. Die Sprache seiner Volksgruppe lernte der studierte Historiker und Politikwissenschafter übrigens erst als Erwachsener.

Darabos, verheiratet und zweifacher Vater, gilt als Berufspolitiker, dessen Basis stets die SPÖ Burgenland war, für die er schon in seinen 20ern das lokale Renner-Institut leitete. Sein Gesellenstück lieferte er bereits im Jahr 2000 ab, als er als Landesgeschäftsführer den weithin unbekannten Frauenkirchener Bürgermeister Niessl trotz Bank-Burgenland-Skandals zum Landeshauptmann coachte.

Parteimanager und Wahlkämpfer

Das machte die Bundespolitik auf den aufstrebenden Parteimanager, der zwischenzeitlich zum Klubobmann der burgenländischen SPÖ geworden war, aufmerksam. Darabos wurde an die Seite von Doris Bures in die Bundesgeschäftsführung geholt und harmonierte mit ihr ganz prächtig. Nachdem er Heinz Fischer in die Hofburg gelotst hatte, gelang ihm mit der Nationalratswahl 2006 das Meisterstück, als der als chancenarm geltende Alfred Gusenbauer mit ihm als Wahlkampfleiter zum Bundeskanzler wurde.

Somit war Darabos' Ruf als Mann für aussichtslose Fälle einbetoniert. Gedankt wurde es dem ehemaligen Zivildiener damit, das Verteidigungsressort mit dem Ballast der von der SPÖ über Jahre bekämpften Eurofighter zu übernehmen. Für Darabos gab es ab da nicht mehr viel zu holen. Zwar wurde er zum längstdienenden Verteidigungsminister der EU zu seiner Zeit, doch als erfolgreich lässt sich seine immerhin sechsjährige Amtsperiode kaum schildern.

Die Eurofighter fliegen weiter übers Land, wenn auch nicht so viele wie ursprünglich geplant. Die von Darabos betriebene Absetzung von Generalstabschef Edmund Entacher scheiterte kläglich, und die Berufsheer-Volksabstimmung, für die Darabos von der Partei zu einer 180-Grad-Wende genötigt worden war, ging dann auch noch in die Hose.

Rückzug in die Zentrale

Das Kanzleramt zog die Notbremse und schickte Darabos in die Parteizentrale zurück. Als erfolgreichster Wahlkampf-Manager des Jahrzehnts gefeiert, wurden Wunderdinge beim Urnengang 2013 erwartet. Die konnte er nicht bewirken. Die SPÖ verlor bei der Nationalratswahl, behielt aber zumindest Platz eins – das Ergebnis zu schlecht, um den eigenen Ruf als Kampagnen-Wunderwuzzi zu wahren, und zu gut, um endgültig in der Versenkung zu verschwinden.

Die vergangenen Monate hielt sich Darabos auffallend im Hintergrund. Ablöse- beziehungsweise Wechselgerüchte Richtung Burgenland machten auch daher seit einiger Zeit die Runde. Insofern kommt sein Wechsel nun nicht wirklich überraschend, umso mehr, als er ihn dem Landeshauptmann-Sessel gar kein so kleines Stück näher bringt. (APA, 8.6.2015)