Beinahe hilflos wirkt die chinesische Regierung bei ihrem Versuch, den Crash an den Börsen in Schanghai und Shenzhen zu stoppen. Im Reich der Mitte ist man in der Wahl der Mittel bekanntlich nicht allzu zimperlich, allerdings gingen am Finanzmarkt sämtliche Interventionen ins Leere. Die Folge ist ein Kurssturz um fast ein Drittel binnen weniger Wochen – dieser hat umgerechnet mehr als zwei Billionen Euro an Börsenwert in Luft aufgelöst. Pro Kopf entspricht das einem Buchverlust von 1700 Euro.

Wirtschaftlich bedrohlich werden die Auswirkungen des Börsenkrachs vor allem dadurch, dass der vorangegangene Boom großteils auf Pump finanziert war. Niemand weiß, in wessen Bilanzen die dadurch entstehenden faulen Kredite Löcher reißen werden. Dies trifft Chinas ohnedies bis über beide Ohren verschuldete Wirtschaft in einer Phase eines deutlich schwächeren Wachstums. Das erklärt auch die zunehmende Nervosität in Peking.

Daher greift die Regierung neben den üblichen geldpolitischen Werkzeugen auch zu Zwangsmaßnahmen wie dem Stopp aller laufenden und geplanten Börsengänge, der Aussetzung von Notierungen der Unternehmen und der "Bitte" an die Staatsbanken, das wankende Kartenhaus durch Stützungskäufe zu stabilisieren. Letztlich wird aber auch in Peking die Erkenntnis sprießen, dass einem marktwirtschaftlichen Tsunami mit planwirtschaftlichen Mitteln im Nachhinein kaum mehr beizukommen ist. (Alexander Hahn, 8.7.2015)