Schon bald wird sich kein Mensch mehr fragen, ob es eine gute Idee war, der Mariahilfer Straße den Verkehrszahn zu ziehen. Quietschende Reifen oder den stinkenden Stau zur Rushhour auf der größten Einkaufsstraße in Wien wird niemand vermissen. Keine Frage, der Umbau zu einer Kombination aus Begegnungs- und Fußgängerzone hat sich ausgezahlt – zumindest aus der Sicht von Stadtflaneuren mit Shoppinggelüsten.

Doch die Entstehungsgeschichte könnte ein Trauerspiel mit dem Titel "Was man alles falsch machen kann" füllen und ist deshalb auch als Lehrstück außerhalb der Bundeshauptstadt geeignet. Die "Mahü" war von Anfang an das Prestigeprojekt der Grünen, die 2010 in die Wiener Stadtregierung einzogen. Der rote Bürgermeister Michael Häupl wartete zuerst auf seinem Hochstand, ob seine grüne Juniorpartnerin Maria Vassilakou einen Bock schießt. Später gab er gnädig seinen Segen, doch da war es um den Zusammenhalt der Koalition schon geschehen.

Was folgte, war das Verwirrspiel Verkehrsberuhigung im Umfeld der Mariahilfer Straße, in dem Anrainern fast täglich neue Einbahnregelungen vorgesetzt wurden. Bis heute findet kaum ein Navigationsgerät durch das Labyrinth. Und der Handel, also das Herz der Mariahilfer Straße, wurde bei entscheidenden (Um-)Fragen gar nicht einbezogen.

Vielleicht ist der Schlussstein, der heute verlegt wird, ein neuer Anfang. (Michael Simoner, 30.07.2015)