Die Oper auf Schloss Greinburg gibt sich voller Scherze: Bei Wolfgang Amadeus Mozarts "Die verstellte Gärtnerin", einer deutschen Fassung von "La finta giardiniera", ist das auch im Sinne des Erfinders.

Foto: Reinhard Winkler

Grein – Wolfgang Amadeus Mozarts Oper buffa Die verstellte Gärtnerin (La finta giardiniera) haben sich Intendantin/Dirigentin Michi Gaigg und ihr renommiertes L'Orfeo Barockorchester diesmal vorgenommen. Weil es sonst keiner tut. Das ist die Taktik der Donau-Festwochen: wenig Gespieltes von den großen und unbekannten Meistern der Alten Musik auf die Bühne zu bringen.

Denn die Sommertheaterkonkurrenz im Land ist groß, und es ist nicht wenig ambitioniert für ein "hausgemachtes" Festival mit relativ kleinem Budget, eine abendfüllende szenische Oper zu zeigen. Doch so hat man eine Nische gefunden.

Von der regionalen Bevölkerung initiiert und unter der Marke Kulturforum Donauland-Strudengau ehrenamtlich organisiert, beweisen die Donau-Festwochen im Strudengau nun schon zum 21. Mal, was alles möglich ist, so man nur will und es auch tut. Die Operninszenierung ist auch heuer wieder "Herzstück" des im Weiteren zehn Konzerte umfassenden Programms.

Aufgeführt wird Mozarts lustiges Singspiel open air im Renaissanceinnenhof von Schloss Greinburg. Zwischen schwarzen, zum metaphorischen Irrgarten angeordneten Mauern (Bühnenbild: Dimana Lateva) sucht das illustre Personal aus Herr- und Dienerschaften dann nach Liebe und nach der eigenen Identität. Mit der Zeichnung seines Stammbaums – so groß wie das Bett seiner Zeugung – will sich etwa der brautwerbende Graf Belfiore (Bonko Karadjov) der Liebe und der Identität versichern. Dass die Vergangenheit allein aber kein guter Lebensberater ist, das erkennt Gabriele Hierdeis in der Rolle seiner Ex-Geliebten.

Eigentliche Barbiepuppe

Titelgebend hat sie sich zur Gärtnerin verstellt, um ihn zu bespitzeln (als Barbiepuppe trägt sie ihre eigentliche Identität der Gräfin Violante mit sich), bis sie am Ende geläutert das Gebot des Alleinseins ausspricht.

Sämtliche sich im Lauf des turbulenten Spiels ergeben habenden Tollheitspaarungen (Onkel und Nichte!) sind damit zum Zweck der Selbstfindung aufgelöst. Trug und Ver(w)irrungen verlieren ihre Macht. Aus "Wer will mich?" wird dann also "Wer bin ich?".

Mit dem rechten Maß Humor nimmt sich Regisseurin Seollyeon Konwitschny des Stoffes mit dem aufklärerischen Anliegen an. Eine Vielzahl liebevoller, sprechend in Szene gesetzter Details (zum Beispiel die Krokodilhandpuppe, die sich in der angebeteten Hand verbeißt) macht das heitere Durcheinander dabei zu einer Angelegenheit, die so spritzig-leicht daherkommt wie Mozarts Partitur.

Jene wird vom Sängerensemble übrigens äußerst spielfreudig umgesetzt, welches L'Orfeo Barockorchester unter Dirigentin Michi Gaigg eloquent umgarnt: Stefan Zenkl, der stimmlich "verhindert" umso mehr Mimik spielen ließ (es sang Mahdi Niakan), Angelika Niakan als Virgil Hartingers Spazierstock "handjobbende" Magd, Hanna Herfurtner als eingebildete Schöne und Maria Weiss als Ritter Ramiro sind Vollprofis auf einer Bühne, die mit vereinten Kräften das Beste aus sich herausholt. (Michael Wurmitzer, 10.8.2015)