Die Grüne Bildungswerkstatt hat Unfallmeldungen der Wiener Polizei analysiert, und beanstandet. Inzwischen gibt es "wahrnehmbare Änderungen bei den Formulierungen",

Screenshot LPD

Nicht nur das Was, auch das Wie zählt beim Erzählen: Dass Aktiv-Passiv-Spielereien Schuld und Verantwortung zuweisen, lernt man in der AHS-Unterstufe. "Leidensform" nannte der Deutsch-Professor das vor mehr als 25 Jahren: "Dem Beschriebenen widerfährt. Er kann also nichts dafür." In die gleiche Kerbe, so der Pädagoge, schlagen Floskeln wie "Krieg bricht aus".

Analyse von Unfallmeldungen

Vor ein paar Wochen schrieb Georg Maißer dann der Wiener Polizei ein. Die "Grüne Bildungswerkstatt" hatte Unfallmeldungen analysiert: "Wie wird berichtet, wenn die Schuld klar bei den PKW-Lenkern liegt? 'Kind bei Verkehrsunfall angefahren und verletzt', 'Fußgängerin von Auto niedergestoßen und verletzt': Es werden passive Konstruktionen verwendet, die Opfer sind bedauerlich, aber wirklich schuld ist da niemand." Knapp davor war eine junge Mutter auf einer Radfahranlage von einem Lkw getötet worden. Die Meldung: "Tödlicher Verkehrsunfall in Favoriten".

Brief zeigt Wirkung

"Tendenziös" nennt Maißer das: "Die Mehrheit der Verletzten sind Opfer von unaufmerksamen PKW-Lenkern." Doch: "Diese Banalität schafft es selten in Aussendungen und wenn doch dann in dieser Form: ,Radfahrer bei Verkehrsunfall verletzt'." Korrekt wäre: "PKW-Lenker rammt 23jährigen auf Radfahrstreifen". Wiens Polizei verwahrt sich gegen den Vorwurf, "tendenziös" zu texten. "Wir halten uns an Fakten. An die Sachlage vor Ort. Wir interpretieren nicht", betont Pressesprecher Johann Golob. Dennoch: Maißers Brief zeigt Wirkung: "Es gab eine wahrnehmbare Änderung bei den Formulierungen." (Thomas Rottenberg, 18.08.2015)