Politik lernen: Jugendliche simulieren anhand eines Plan- und Rollenspiels das Europäische Parlament im Rahmen des Projektes 'Modell Europa-Parlament'.

Wien – Seit diesem Schuljahr werden auch 12-Jährige an Österreichs Schulen in politischer Bildung unterrichtet. Einige Pilotschulen testen den neuen Lehrplan jetzt, ab dem kommen Schuljahr sollen alle Schülerinnen und Schüler der sechsten Schulstufe verpflichtend im Rahmen des Geschichteunterrichts in zwei Modulen politische Zusammenhänge lernen. Das "Zentrum für Politik Lernen in der Schule" (Polis) informiert nun Lehrende in einer Handreichung darüber, wie sie den neuen Lehrplan umsetzen können.

Im ersten Modul ist etwa vorgesehen, dass Schüler ihre politischen Interessen und Meinungen ausdrücken und politische Entscheidungen treffen können. Als ein Unterrichtsbeispiel nennen die Experten die Übung "In die Zukunft und wieder zurück". Dabei sollen sich die Schüler vorstellen, eine Zeitreise in das Jahr 2025 zu machen. Zu diesem Zeitpunkt sind alle Schulen vor fünf Jahren geschlossen worden. Die Schüler sollen nun diskutieren, was daran positiv und was negativ ist.

Argumentieren lernen

Nachdem sie in die aktuelle Zeit zurückgekehrt sind, sollen die Schüler "im Parlament" – also vor der Klasse – erklären, wie sich die Situation ausgewirkt hat und eine Empfehlung darüber abgeben, ob die Zukunft so sein soll, wie sie die Schüler erlebt haben. Als weitere Beispiele werden ein Auto-Verbot in der Stadt und Energy-Drink-Verbot für Jugendliche genannt. Ziel der Übung ist es, dass die Schüler lernen, ihre Meinung zu artikulieren, in dem sie sich Pro- und Contra-Argumente zu einem fiktiven Thema überlegen.

Eine weitere Anregung: die Schüler sollen sich vorstellen, dass sie Lehrer, Schüler, Politiker oder Schuldirektor sind und sich überlegen, was sie in dieser Rolle für mehr Beteiligung an der Schule tun würden.

Kinderrechte erklären

Im zweiten Modul setzen sich die Schüler mit Gesetzen, Regeln und Werten auseinander. Lehrer sollen dementsprechend Gesetze und Normen aus der Lebenswelt der Schüler mit ihnen analysieren und diskutieren. Die Experten schlagen vor, die UN-Kinderrechtskonvention vorzustellen und zu besprechen, wie sich diese auf die Familie und die Schule auswirkt. Auf einer Kopiervorlage können die Schüler zum Beispiel die Tagebucheintragungen der Schülerin Filipa nachlesen und diese in Verbindung zu Kinderrechten setzen. Wenn Feilipa schläft, übt sie das Recht auf Erholung aus, wenn sie in die Schule geht, das Recht auf Bildung.

Für das kommende Schuljahr plant Polis eine Handreichung zur siebten Schulstufe, Vorschläge zur Lehrplanumsetzung in der achten Schulstufe sind für 2016 geplant. (koli, 18.9.2015