In die Pädagogik zieht es mehr Frauen als Männer, Grund soll die geschlechtertypische Berufsberatung sein.

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Wien – Was hindert Burschen und junge Männer daran, sich für einen Beruf in der Erziehung oder Betreuung zu entscheiden? Dieser Frage ist das Arbeitsmarktservice in einer Forschungsarbeit nachgegangen. Unter anderem scheint es an entsprechenden Vorbildern zu fehlen. Begrüßt werden Initiativen wie der Boys' Day.

Die Studie nahm Bezug auf eine von der Europäischen Kommission in Auftrag gegebene EU-weite Studie, in der die Rolle von Männern im Prozess der Geschlechtergleichstellung analysiert wurde. Ein Blick auf den Arbeitsmarkt zeige dabei, dass sich die Geschlechtertrennung sowohl EU-weit als auch in Österreich hartnäckig hält. Ungeachtet vieler Veränderungen gebe es weiterhin die "männlich" und "weiblich" konnotierten Berufsfelder.

"Das Ernährermodell"

Auf die Frage, warum Burschen und junge Männer sogenannte "Care-Berufe" – also weiblich dominierte Jobs in den Bereichen Erziehung und Betreuung – meiden, wurden unterschiedliche Gründe herausgearbeitet. Die Studie verweist etwa auf das Ernährermodell: Die Einkommen, Aufstiegschancen und Arbeitsbedingungen im Pflege- und Erziehungsbereich seien in den meisten europäischen Ländern wenig attraktiv; es verwundere daher nicht, dass junge Männer wenig Motivation haben, einen "männeruntypischen" Beruf überhaupt in Betracht zu ziehen.

In einer Befragung von Schülern über deren Eindruck vom geringen Männeranteil in Kindergärten meinten diese, Männer würden "in diesem Beruf oft belächelt" (85 Prozent), das "Gehalt sei zu niedrig" (80 Prozent), oder auch: "weil dort nur Frauen arbeiten" (63 Prozent). Männer seien in diesen Berufsfeldern zuweilen mit Vorurteilen und Unsicherheiten konfrontiert, die den Einstieg in diesen Job mit hoher Wahrscheinlichkeit erschweren. Nicht außer Acht zu lassen sei auch der Einfluss naher Bezugspersonen wie Eltern und Lehrer.

Stereotype Berufsberatung

In vielen Ländern Europas werde der niedrige Anteil von Burschen etwa in der Pädagogik und im Gesundheits- und Sozialwesen auch mit der geschlechtertypischen Berufsberatung und einem Mangel an männlichen Vorbildern in Verbindung gebracht. Die Studie verweist dabei auf den in Deutschland und Österreich etablierten Boys' Day. Dessen Ziel ist es, die Potenziale und Fähigkeiten der Burschen für "Care-Berufe aufzeigen" und generell die Gesellschaft zu sensibilisieren. (APA, 20.10.2015)