Es ist schon der Weg hinauf zum großen Festsaal der Universität Wien atmosphärisch eine Besonderheit. Nicht weniger eindringlich, vor allem ob des gepflegten Reduktionismus, dann auch die Atmosphäre im Raum selbst, wo das sireneOperntheater (in Koproduktion mit der Universität Wien) seine Version des Sisifos-Mythos präsentiert.

Mitten im Raum steht eine schlichte Holzkiste. Hoch oben, gewissermaßen an der Decke, gruppiert sich der riesige Chor, um Bernhard Langs einerseits kantable, dann harmonisch sehr anspruchsvolle, bohrend insistierte Musik zu erwecken. Der Text von Kristine Tornquist transferiert die Strafgeschichte, die Story einer zu ständiger Wiederholung von Handlungen gezwungenen Existenz auf eine allgemeine Ebene.

Wiederkehr des Grauens

Der Begriff der Repetition wird mit dem Phänomen Krieg in Zusammenhang gebracht. Die Wiederkehr des Grauens quer durch die Weltgeschichte findet sich demonstriert u.a. durch einen mittelalterlichen Ritter, Teilnehmer des Dreißigjährigen Krieges, Menschen aus dem Ersten Weltkrieg. Auch der Zweite wird gestreift, selbst aktuelle Andeutungen an den Terror fehlen nicht.

Sie alle kommen aus der mittig angelegten Holzkiste, um die sich das Publikum gruppiert; Klaus Rohrmoser und Rudi Widerhofer setzten die diversen Charaktere eindringlich um und würzen ihre Interaktionen mit der nötigen Portion Absurdität und staunendem Innehalten. Eine atmosphärisch starke Produktion, die natürlich gewonnen hätte, wären der musikalische Teil (Dirigent Francois-Pierre Descamps) und der theatralische noch enger verzahnt worden.

Bis zur nächsten Premiere des sireneOperntheaters gilt es sich nun aber bis 20. November zu gedulden. Da wird "Chodorkowski" aufgeführt, im Atelierhaus der Akademie der Bildenden Künste. (tos, 28.10.2015)