Es ist ein vielleicht etwas gewagter Vergleich – aber der am Donnerstag von Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) und dem Vorsitzenden seines Expertenbeirats, Heinz Faßmann, präsentierte "50-Punkte-Plan zur Integration von Asylberechtigten und subsidiär Schutzberechtigten in Österreich" hat viel von einer umfangreichen Speisekarte in einem "Hamma net"- Restaurant.

Also von einer gastronomischen Stätte, in der das, was auf dem Menüplan steht, leider nicht serviert werden kann. Präziser: noch nicht serviert – wobei vielfach darüber hinaus unklar erscheint, ob es je tatsächlich auf die Teller kommen, sprich: man es konkret umsetzen wird.

Richtige Diagnose

Stichwort Schulsozialarbeit: Hier trifft Kurz' Expertenrat die zutreffende Einschätzung, dass die als anerkannte Flüchtlinge neu hinzukommenden Schülerinnen und Schüler die schulische Diversität steigern, aber wohl auch "das Konfliktpotenzial weiter erhöhen" werden.

Auch die gezogene Schlussfolgerung stimmt: "Eine Steigerung der Anzahl an ausgebildeten SchulsozialarbeiterInnen ist notwendig." Nur: woher nehmen in Zeiten enger Budgetvorgaben?

Aber kein Geld

Tatsächlich ist in den Budgetplänen für 2016 derzeit kein Geld für mehr sogenanntes Supportpersonal an Schulen vorgesehen. Und das, obwohl Österreich auch ohne zusätzliche Schülerinnen und Schüler aus der starken Fluchtbewegung im OECD-Vergleich Schlusslicht bei der Zahl von Schulsozialarbeitern ist.

Stichwort Arbeit und Beruf: Die von den Flüchtlingen und subsidiär Schutzberechtigten mitgebrachten Qualifikationen sollen "flächendeckend und frühzeitig erhoben werden, um die Zielgruppe auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten", raten die Expertinnen und Experten.

Nicht umgesetzt

Auch hier ist ihnen inhaltlich voll zuzustimmen – so wie übrigens schon seit mehreren Jahren: Besagte Forderung steht schon länger auf der Expertenratsagenda und sollte laut Ankündigungen zu Jahresbeginn im heurigen Herbst sogar umgesetzt werden.

Allein, dazu kam es nicht. Und auch jetzt wieder erscheinen Zweifel am baldigen Bestehen dieser fürs berufliche und damit existenzielle Andocken der Neuankömmlinge so zentralen Maßnahme angebracht.

Praktisches Defizit

Das heißt: Das Problem bei Kurz' 50-Punkte-Plan ist, dass viele der überlegenswerten Forderungen ganz ohne konkrete Umsetzungsoptionen daherkommen. Auch bei fragwürdigen Plänen etwa für "pädagogische Interventionsmaßnahmen" bei radikalisierten Schülerinnen und Schülern an Nachmittagen, vulgo Nachsitzen, ist das übrigens nicht anders. Das integrationspolitische Defizit liegt in der Praxis. (Irene Brickner, 19.11.2015)