Im Streit um islamische Kindergärten, hat sich Integrationsminister Sebastian Kurz (ÖVP) auf das rote Wien eingeschossen. Hier habe man bisher weggeschaut, hier brauche es einen "Systemwechsel", meint er in Reaktion auf eine Vorstudie der Universität Wien, laut der möglicherweise schon bei kleinen Kindern eine Basis für das Entstehen religiös-konservativer Parallelwelten gelegt wird.

In Wien gibt man Kontra und kündigt die Erarbeitung eines Leitfadens an: ein enervierter Austausch von Befindlichkeiten und Argumenten um den Islam und seine gesellschaftliche Rolle, der jedoch unverzichtbar erscheint. Und zwar unter anderem deshalb, weil von der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGiÖ) bisher nichts kam, was zu einer Verbesserung der Situation beitragen könnte: Eine eigene Untersuchung islamischer Kindergärten sei "undemokratisch und unmenschlich", klagte IGGiÖ-Präsident Fuat Sanaç. Die IGGiÖ habe keinen Zugriff auf die islamischen Kindergärten, weil diese nicht von der Glaubensgemeinschaft, sondern von vielen Privatvereinen betrieben würden, erläuterte Sprecherin Amina Baghajati.

Das, mit Verlaub, ist unzureichend. Denn wer, wenn nicht die offiziellen Repräsentanten einer Religion, ist dazu berufen, allfälligen religiösen Wildwuchs unter Kontrolle zu bringen? Oder es zumindest zu versuchen, anstatt sich einer Diskussion zu entziehen, in der es eindeutig um die Zukunft in einer Einwanderungsgesellschaft geht. (Irene Brickner, 9.12.2015)