Eine Stelle, die ihr internationale Möglichkeiten bietet, könnte Astrid Kainzbauer zurück nach Österreich locken.

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"Ich wusste gar nicht, was mich erwartet": Als Astrid Kainzbauer 2005 nach Thailand ging, kannte sie das Land überhaupt nicht. Sie hatte an der Wirtschaftsuniversität Wien ihre Dissertation über interkulturelles Management geschrieben und arbeitete ebenda im Zentrum für Auslandsstudien. Sie war glücklich mit ihrem Job, hatte "nette Kollegen" und ein "gutes Arbeitsumfeld". Es war schlicht die "Lust auf etwas Neues", die sie dem Ruf an die Asian University folgen ließ.

Zwei Jahre lang war sie an der Privatuni nahe Bangkok stellvertretende Dekanin der Wirtschaftsfakultät. "Es war eine spannende Aufgabe, alle Dinge, die man theoretisch weiß, praktisch anzuwenden", sagt sie heute. "Ich habe dort ein internationales Programm aufgebaut, aber nach zwei Jahren war mir die Uni mit knapp 300 Studierenden zu klein, und ich bin an eine staatliche Universität gewechselt." Sie hatte eine Freistellung der WU für ein Jahr, hätte also zurück nach Österreich gehen können. "Ein Jahr im Ausland ist viel zu wenig, da kratzt man nur an der Oberfläche", begründet die 1970 in St. Pölten Geborene ihre damalige Entscheidung, in Thailand zu bleiben.

Kein Frontalunterricht

Die Mahidol University, an der sie heute am College of Management als Assistenzprofessorin lehrt, ist eine der drei bekanntesten Universitäten in Thailand: "In dem Masterprogramm, das wir hier führen, sind 90 Prozent der Studierenden berufstätig und haben drei bis vier Jahre Berufserfahrung. Das Studium kostet rund 13.000 Dollar für fünf Trimester, also eineinhalb Jahre. Damit ist die Mahidol nicht die teuerste Universität, aber schon im oberen Mittelfeld. Die meisten bezahlen das aus der eigenen Tasche und sind daher sehr motiviert."

Rund 25.000 Studierende hat die Universität, die sich selbst aus den Studiengebühren finanzieren muss. Voraussetzung für das Masterstudium sind gute Englischkenntnisse, ein Eingangstest und ein Interview. Dafür werden Gruppengrößen von maximal 30 Personen geboten. "Wir unterrichten nicht klassisch frontal, wie das bei den meisten Thai-Ausbildungen der Fall ist, sondern bevorzugen Gruppenarbeiten und aktives Lernen", erzählt Kainzbauer. "Die Themen bringen die Studierenden oft selbst aus ihrem Berufsleben mit, wir sind sehr anwendungsorientiert."

Indirekte Kommunikation als Herausforderung

Sie selbst habe in ihrer Forschungs- und Lehrtätigkeit viele Freiräume, als Vizedekanin für internationale Beziehungen organisiert sie neben ihrer Unterrichtstätigkeit Seminare und Gastprofessuren und berät internationale Unternehmen bei ihrer Geschäftstätigkeit in Thailand und anderen asiatischen Ländern. "Ich bringe die asiatische Perspektive ein", erklärt sie, "und kann die als Europäerin gut vermitteln. Ich bin meine eigene Fallstudie."

"Die größte Herausforderung", sagt Kainzbauer, "ist die indirekte Kommunikation hier. Man muss zwischen den Zeilen, in den Gesichtern und in der Körpersprache lesen." Internationale Manager, die in Thailand erfolgreich sein wollen, müssten als Manager kompetent sein und "persönliche Brücken schaffen". Es sei in Asien im Geschäftsleben wichtiger als in Europa, auch als Mensch akzeptiert und geschätzt zu werden.

"Westliche Firmen haben oft das Gefühl, in ein Entwicklungsland zu kommen. Sich selbst als Teil des Lernens zu sehen und bescheiden zu sein ist ein wichtiger Erfolgsfaktor", betont sie. "Selbst nach zehn Jahren passiert es mir noch manchmal, dass ich weiß: Da habe ich jetzt etwas nicht verstanden. Aber man lernt auch, mit Ambiguitäten besser umzugehen."

Europa vermisst Kainzbauer nicht. "Ich bin in Kontakt mit vielen unterschiedlichen Ländern, reise viel, unter anderem auch in Lateinamerika." Was sie nach Österreich zurücklocken könnte? "Eine Stelle, die mir internationale Möglichkeiten bietet." (Tanja Paar, 11.12.2015)