Sonja Hammerschmid will die Leistungen der Universitäten der Öffentlichkeit näherbringen.

Wien – Die neue Präsidentin der Universitätenkonferenz (uniko) spricht sich für zusätzliche Zugangsbeschränkungen aus. "Wir wollen qualitätsvoll ausbilden", sagte Sonja Hammerschmid, Rektorin der Veterinärmedizinischen Universität Wien, am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Dazu sei eine kapazitätsorientierte Studienplatzfinanzierung notwendig. "Wir brauchen Zugangsregelungen."

Dem stimmte auch ihr ebenfalls am Montag gewählter Stellvertreter Oliver Vitouch zu. Der Rektor der Universität Klagenfurt sagte, dass sich vor allem die SPÖ zu sehr auf den Konzepten der Vergangenheit ausruhe. Der freie Hochschulzugang sei in den 70er-Jahren vom damaligen Kanzler Bruno Kreisky unter völlig anderen Verhältnissen eingeführt worden. Nun sei man dazu übergegangen, sich "durchzuwurschteln". Die bisher bestehenden Zugangsregeln seien lediglich Provisorien, die immer wieder verlängert werden.

Für Studienplatzfinanzierung

Die kapazitätsorientierte Studienplatzfinanzierung hat sich die Regierung schon seit längerem vorgenommen, verschiebt sie aber aufgrund von Geldmangel regelmäßig. Der Grundgedanke dahinter ist, dass die Universitäten pro Studierendem Geld bekommen. Das ist bei den Fachhochschulen bereits der Fall. Für Studierende technischer Studien gibt es mehr Geld als für jene, die eher dem geisteswissenschaftlichen Bereich zuzuordnen sind. Es ist auch vorgegeben, wie viele Studienplätze es geben darf, was zu Aufnahmetests für alle Studien führt.

Diese Studienplatzfinanzierung schwebt Hammerschmid und Vitouch auch für die Universitäten vor. Allerdings sprechen sich beide gegen einen "Preisdeckel" bei den Kosten eines Platzes aus. "Es kann nicht sein, dass man ein Budget X hat, das einfach auf die einzelnen Fächer hinunterbricht und das dann Studienplatzfinanzierung nennt", so Vitouch.

Keine flächendeckenden Beschränkungen

"Wir müssen mit dem Ministerium eine tragfähige Lösung finden", sagte Hammerschmid. Dabei müssten aber nicht flächendeckende Zugangsbeschränkungen für alle Studien eingeführt werden. "Man muss vor allem jene Fächer überlegen zu beschränken, wo eine gehalt- und qualitätsvolle Ausbildung nicht mehr möglich ist."

Das Wissenschaftsministerium dürfe sich nicht "vor Furcht unter dem Tisch verkriechen", sagte Vitouch. Wenn man die aktuelle Studierendenzahl mit den Kosten pro Studienplatz multipliziere und eine zu große Summe herauskomme, müsse man die Studierendenzahl eben verringern. Wenn die Hochschulpolitik so bleibe, wie sie jetzt ist, und man sich auf den Lorbeeren der Vergangenheit ausruhe, "dann endet Österreich als Freilichtmuseum".

Leistungen ins Rampenlicht

In ihrer Amtszeit als Präsidentin will sich Hammerschmid vor allem darauf konzentrieren, die Leistungen der Universitäten "ins Rampenlicht zu rücken". Derzeit konzentriere sich die Berichterstattung über Universitäten auf die finanzpolitischen Herausforderungen. "Ich lasse uns aber nicht nur auf Geld reduzieren", sagte Hammerschmid. Die Universitäten würden schließlich die Arbeitskräfte für die österreichische Wirtschaft ausbilden und seien auch große Arbeitgeber. Zudem könnten sie auf die aktuellen Fragen der Gesellschaft wie Terrorismus, Bürgerkriege und Integration wissenschaftliche Antworten geben. Diese Leistungen müsse man künftig verständlicher machen.

Um effizienter zu werden, will die neue Uniko-Präsidentin auch einen "Fächergruppenabgleich" forcieren. Man könne etwa Studien bündeln, wie das bereits an der Naturwissenschaftlichen Fakultät in Graz passiere. "Wir müssen uns überlegen, was in 20 Jahren gefragt sein wird – und in welcher Form."

ÖH ist enttäuscht

Die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) ist "enttäuscht über das Wiederholen alter Fehler seitens des Präsidiums der Universitätenkonferenz." Statt an Zugangsbeschränkungen festzuhalten, solle man lieber gemeinsam mit den Studierenden auf einer Ausfinanzierung der Universitäten bestehen, hieß es in einer Aussendung.

"Gleich zu Beginn vor dem Ministerium einzuknicken und die Verantwortung auf Studierende zu verlagern, ist ein großer Fehler", so ÖH-Chef Philip Flacke. "Die Uniko muss endlich lernen, mit den Studierenden an einem Strang zu ziehen und nicht gegen sie zu arbeiten."

FPÖ gegen Beschränkungen

Ebenfalls gegen neue Zugangsbeschränkungen sprach sich FPÖ-Wissenschaftssprecher Andreas Karlsböck aus. Die Forderung nach einer besseren und gerechteren, weil an den tatsächlichen Kosten eines Studienplatzes orientierten Finanzierung werde von freiheitlicher Seite voll unterstützt, hieß es in einer Aussendung – "wenngleich nicht unter der sperrigen Bezeichnung 'kapazitätsorientiert'". Dies sei "allemal besser als der umgekehrte Weg, nämlich die Einführung immer neuer Zugangshürden". (Lisa Kogelnik, 15.12.2015)