Gendergrenzen, Lustspiel-Apps, Popsongs, Liebesnarrative: Barbara Kaiser, Tamara Wilhelm und Gin Müller (v. l.) beim Spiel mit ihrer Dr. Kawi-Versuchsanordnung im Brut.

Foto: Rania Moslam

Dieses Thema ist ein Longseller, weil niemand wirklich weiß, wovon die Rede ist, wenn es heißt: Liebe. Alle wollen so etwas haben, nicht wenige möchten es geben. Und was begehrt ist, wird gerne erforscht – ernsthaft, aber auch ironisch. In Kunst und Unterhaltung gehört die Liebe zum Standardrepertoire.

Also muss man schon genau hinschauen, wer das warum anpackt. Bei Dr. Kawi zahlt sich's mit einiger Sicherheit aus. Davon sind Gin Müller, Barbara Kaiser und Tamara Wilhelm überzeugt, denn sie bieten ab Donnerstag im Brut Theater die Performance "Dr. Kawis Erforschung des Einstellungsinventars der Liebesstile" an.

Dr. Kawi ist so etwas wie eine Band, die sich aus den drei Genannten zusammensetzt und zu diesem Anlass erstmals vorstellt. Kaiser und Wilhelm haben schon zuvor gemeinsam Musikperformances aufgeführt. Gin Müller ist als queerer Performer zwischen Volxtheaterkarawane und Salon fauxpas brutal, als Dramaturg und Theaterwissenschaftler sowie Autor von Arbeiten wie Who shot the princess?, Melodrom oder Trans Gender Moves bekannt.

Unter Liebesstilen sind hier Ausübungen wie Mania (der besitzergreifende Stil), Agape (der altruistische), Eros (der romantische), Pragma (der vernünftige) oder Ludus (der spielerische) zu verstehen.

Gespielt wird in dieser Performance auch mit Genres, denn es kann ja nicht immer nur simple Filme, Dramen, Musicals oder Komödien rund um den L'amour-Zauber geben.

Zum Inventar gehören unter anderen Shakespeare-Liebende, Eros Ramazzotti, Rosa Luxemburg, und auch Lady Gaga darf nicht fehlen. Zu genießen gibt es Videos, Zitate und Geschichten, aber auch Diagramm-Torten, garniert mit reichlich Pop und vereinzelten Apps. (Helmut Ploebst, 16.12.2015)