In den Postkästen der Parteizentralen von SPÖ und ÖVP könnten heuer besonders freundliche, mit dicken Lettern geschriebene Weihnachtsgrüße liegen: "Danke, Danke, Danke – Euer Heinz-Christian Strache."

SPÖ, ÖVP, aber auch die Grünen bemühen sich nämlich seit Monaten redlich, es dem blauen Parteichef politisch so angenehm wie möglich zu machen. Sie lassen ihn dort, wo er sich am liebsten aufhält, völlig allein agitieren: bei den Ang'fressenen und Besorgten, bei jenen, denen die Flüchtlingszuwanderung Unbehagen bereitet, ja, vielleicht sogar Angst. Strache organisierte sich etwa in Spielfeld, dem momentanen Flüchtlingsbrennpunkt, einen "Bürgerstammtisch", an dem Grenzlandbewohner ihren ganzen Frust abladen konnten. Strache sackte sie alle ein.

Der FPÖ-Chef glänzte dort als Menschenversteher und gerierte sich als einziger Politiker, der sich um die Sorgen der Menschen kümmert. Das ist gar nicht so falsch. Wo sind die SPÖ-, ÖVP- und Grünen-Politiker, die an die Grenze fahren, sich vor Ort auf die Seite der Besorgten stellen, ihnen Fakten und Empathie geben, um sie gegen Straches demagogisches Agieren zu immunisieren? Warum überlässt man noch immer Strache und seinen rechten Freunden allein die Interpretationshoheit über dieses so wichtige Zukunftsthema, die Zuwanderung? Man kann den SPÖ-, ÖVP- und Grünen-Politikern nur zurufen: raus aus der Blase und hinein ins reale Leben! Es ist spät genug. (Walter Müller, 16.12.2015)