Die installative Medienchoreografie "side by sidetracked" von Luke Baio und Dominik Grünbühel trägt deutliche Spuren der Überwachungsgesellschaft.

Foto: Baio/Grünbühel

Wien – "Hallo, da bin ich!" Es ist eine seltsame Lust, die so gut wie alle überkommt, die sich selbst auf Bildern oder im Video sehen. Besonders lustig wird es, wenn das Video eine Live-Aufnahme zeigt und so zwei Medien mischt: den Spiegel und den Film.

Der Effekt, ein Bild von sich selbst wie das eines anderen zu sehen, bereitet doppeltes Vergnügen. Unterschwellig wird's aber auch unheimlich, und die beinahe unvermeidliche, selbst beobachtete Eigenperformance für die Kamera hat etwas vom Pfeifen gegen die Angst im Dunkeln.

Die Performance side by sidetracked, zu sehen in den Tanzquartier-Studios noch am Samstag, 19.30 (Achtung, das TQW hat seine Öffnungszeiten generell um eine Stunde auf diese Zeit vorverlegt!), reizt diese ambivalenten, narzisstischen Lustgefühle ausgiebig.

Warum das schon vor der Uraufführung so deutlich gesagt werden kann? Weil Luke Baio und Dominik Grünbühel, die beiden Verursacher dieser installativen Medienchoreografie, eine Voruntersuchung dafür bereits im Herbst 2015 bei Phallotopia im Wuk gezeigt haben: sight organ.

Was auch immer davon nun in side by sidetracked überfließt, es ist mit Liebe gebastelt und führt einen geschickten medialen Diskurs vor. In der Liveprojektion findet man die Bilder von der eigenen Erscheinung in stark bearbeiteten Umgebungen und Zusammenhängen wieder. Und Requisiten wie ein Tisch hier und ein Mikrofon da können auch mediale Fallen sein.

In dieser Performance kann man deutliche Spuren der gegenwärtigen Überwachungsgesellschaft entdecken, und manche Besucherinnen respektive Besucher werden den Drang verspüren, sich dem ganzen Spaß (den das alles wirklich macht) zu entziehen. Denn Tracking ist natürlich zu einem – siehe oben: unterschwelligen – Horror geworden. Auf diesen machen Baio und Grünbühel eine verspielte Parodie. (Helmut Ploebst, 8.1.2016)