Die Wirtin (Kara Schröder) hat die Schank stets unter Kontrolle.


Foto: Lupi Spuma

Wien – Die Pariser Kellerspelunke Der grüne Kakadu ist Schauplatz von Arthur Schnitzlers gleichnamiger Groteske, in der sich der Angstschweiß der Revolution auf den Straßen von 1789 mit dem schwülstigen Dunst der Adelsvergnügungen im Souterrain vermischt. Chevaliers, Marquis und Vicomtes treffen sich bei dem Wirt und abgewirtschafteten Theaterdirektor Prospère, um in einem Proletenstück in den prickelnden Genuss der Gefahr zu kommen. Das Proletariat könnte ihnen im echten Leben gefährlich an den Kragen gehen!

Prospère ist am Schauspielhaus Wien eine Frau (Kara Schröder), die die Ausschank in Form ihrer beiden Busenzapfhähne bestens unter Kontrolle hat. Kein schlechtes Bild für einen geschäftstüchtigen Gastwirt. Und es ist generell das aus Latex, Tüll und Leder gefertigte Bühnen- und Kostümwerk von Josa Marx, das in der Inszenierung von Lucia Bihler den Ton angibt. Die beiden haben ihrer Vorliebe für sexy Oberflächen schon öfters Ausdruck verliehen (Titus am Ballhaus Ost; Biedermann und die Brandstifter in Göttingen).

Plastik überzieht die Bühne, das blaue Blut rinnt den Adeligen schon über die Leggings. Wie ein Todesvogel erhebt sich von Zeit zu Zeit ein androgyner Sänger (Nicolas Fehr) auf seine Plateau-Overknees und haucht wunderschön seine Trauer aus (Musik: Jacob Suske).

Das puppenhaft steife Spiel der Knautschlackfiguren macht das Stück aber leblos, es drängt den Text zur Seite – einerseits wird dabei hochtönend viel vernuschelt, andererseits stiehlt man der Sprache die Show. Man hätte sich mehr Schauspielerfleisch gewünscht wie jenes von Jesse Inman, der als begriffsstutziger Chevalier Albin den Untergang seines Standes anrührend darstellt.

Im Getriebe dieses Ausstattungsabends versickern auch die Zusatztexte von Bernhard Studlar, die von der Wirtin als Zwischenkommentare gesprochen werden. Sie legen sich (beim Lesen) wie Metatexte auf die Schnitzler-Dialoge drauf. Dass im Kakadu-Ensemble letztlich doch ein Mord passiert, geht schließlich fast unter. (Margarete Affenzeller, 15.1.2016)