Nürnberg/Berlin – Trotz der Debatte über bessere Aufstiegschancen für Frauen gelingt Mitarbeiterinnen der Sprung an die Unternehmensspitze in Deutschland heute so selten wie vor zehn Jahren. Nach wie vor sei nur jede vierte Chefposition auf der obersten Führungsebene eines deutschen Privatunternehmens mit einer Frau besetzt.

Schon im Jahr 2004 lag der entsprechende Frauenanteil nur bei 24 Prozent, geht aus einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des deutschen Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervor. Zwar sei der Anteil im Jahr 2012 vorübergehend auf 26 Prozent gestiegen, im Jahr 2014 aber wieder auf 25 Prozent gesunken.

Verbessert hätten sich dagegen in den vergangenen zehn Jahren die Karrierechancen von Frauen auf der zweiten Führungsebene. Habe der entsprechende Anteil im Jahr 2004 bei 33 Prozent gelegen, seien 2014 bereits 39 Prozent der Stellen im mittleren Management mit einer Frau besetzt gewesen. "Nur auf der zweiten Führungsebene holen Frauen langsam auf", betonen die AutorInnen der Studie. Dort nähere sich der Chefinnenanteil dem Anteil der in Privatunternehmen beschäftigten Frauen (43 Prozent) allmählich an.

Im Osten bessere Chancen

Generell hätten Frauen in kleineren Betrieben bessere Aussichten auf die Chefpositionen als in Großbetrieben, im Osten bessere als im Westen Deutschlands, berichten die Nürnberger ArbeitsmarktforscherInnen. Am häufigsten ständen Frauen an der Spitze in Betrieben der Gesundheits- und Erziehungsbranche (43 Prozent), im Einzelhandel (38 Prozent) und im Gastgewerbe (39 Prozent). Am geringsten seien die Aufstiegschancen für Frauen gemessen am Anteil aller Mitarbeiterinnen der Branche bei Banken und Versicherungen (12 Prozent).

Nach Angaben der deutschen Regierung wächst inzwischen auch die Rolle von Frauen in Kontrollgremien von Unternehmen mit Bundesbeteiligung. Zum 31. August 2015 stieg die entsprechende Frauenquote auf 36 Prozent und lag damit über dem seit Jänner 2016 geforderten Anteil von 30 Prozent. Der Bund habe damit die Vorgaben zur Besetzung der Aufsichtsgremien mit Frauen in seinen Unternehmen mehr als erfüllt, sagte der deutsche Finanzstaatssekretär Jens Spahn. Dagegen waren von den 136 Geschäftsführerpositionen in allen unmittelbaren Bundesbeteiligungen im Jahr 2014 nur 21 mit Frauen besetzt, was einem Anteil von 15,4 Prozent entspricht. (APA, 21.1.2016)