Performer Zhou ZiHan tanzt im Stück "SoftMachine: XiaoKe x ZiHan" im Rahmen des Impulstanz-Festivals im Wiener 21er-Haus bei "[Trans]Asia Portraits" die chinesische Restriktionspolitik.

Foto: Impulstanz

Wien – Ein Schwarz-Weiß-Video zeigt einen Mann und eine Frau in ihrem engen Arbeitszimmer. Sie fahren ihre Laptops hoch, daraus schnarrt eine Stimme: Zugang zu den Mailaccounts verweigert. Kontrolle und Zensur des Internets, das ist China heute. Wir wissen das. Aber die Choreografin XiaoKe und der Performer Zhou ZiHan lassen es ihr Publikum in Choy Ka Fais Stück SoftMachine: XiaoKe x ZiHan beim von Impulstanz-Projekt [Trans]Asia Portraits im 21er Haus auch spüren.

Mit diesem Video beginnt eine in ihrer Form klar, beinahe schlicht angelegte Performance mit dokumentarischen Elementen. Darin geht es um jene Restriktionen, die chinesische Künstler erfahren. Und im Hintergrund darum, dass sie auch im Ausland nicht unbekümmert mit kritischen Äußerungen um sich werfen können. Man muss ja wieder zurück und dort weiterleben.

Choy Ka Fai hat bereits vergangenen Sommer beim Impulstanz-Festival Choreografen aus Japan, Indonesien und Indien vorgestellt. Jetzt lässt der Künstler aus Singapur XiaoKe und ZiHan zu Wort kommen. XiaoKe hat in Shanghai Journalismus studiert. Sie sagt: Wer in China journalistisch tätig sein wolle, müsse Parteimitglied sein. Daher ist sie lieber Tänzerin geworden.

Als solche setzen sie und ihresgleichen mutig kleine Zeichen des Widerstands. Man weiß, was man gerne hätte: künstlerische Freiheit und freies Kommunizieren. Auf die große Widerstandsgeste wird ohnehin verzichtet – allzu mächtig ist die Matrix der Regierung. Aber dieser Verzicht regt zum Gebrauch der subversiven Metapher an: Da wird über Videozuspielung zu einem Lied über die "liebe Volksbefreiungsarmee" in rosa Uniform-Persiflagen im Flussbett unter einer Brücke getanzt. Und im U-Bahn-Wagon wird die Ankündigung der Haltestelle "Platz des Volkes" fleißig beklatscht.

Bei SoftMachine: XiaoKe x ZiHan ersetzen Humor im Video und Traurigkeit im Tanz direkte kritische Äußerung. Die Performer fragen einander aus wie beim Verhör. Sie zeigen, wie sie in ihrer Heimat leben und arbeiten: im Hinter- und im Untergrund. (Helmut Ploebst, 10.2.2016)