Jakob Köhle als einer von drei Ovid-Darstellern.

Foto: Benjamin Schardt

Die Gedankenwelt des jungen Ovid offenbart sich in einem Innsbrucker Keller. Jahnstraße 25, ein Mehrparteienhaus, vorbei am Massageinstitut, die Treppen hinunter, hinein in einen Raum, wo nicht ganz fünfzig Stühle stehen. Dort verliert sich Protagonist Ovid in der Uraufführung von Anja Hillings Stück was innen geht zwischen dem menschlichen Innen und Außen, zwischen Träumen und seiner Realität, der Pubertät im sozialen Elend.

Erste Reihe bedeutet im Theater Praesent, Teil des Bühnenbilds zu sein, die Füße der Besucher graben sich in grüne Styroporflocken, die die Spielfläche bedecken. In der Mitte hat Michele Lorenzini einen Hügel aus Kunstrasen aufgebaut. Auf eine Wand werden Bilder projiziert.

Nähe zum Publikum

"Das Folgende ist denkbar für zwei bis acht Schauspieler", schreibt Hilling. Es gibt keine Rollen, nur Satzfolgen, zum Teil ohne Interpunktion. was innen geht ist eine Art innerer Monolog des Burschen, gleichermaßen fesselnd wie wirr.

Philipp Jescheck inszeniert mit zwei Schauspielern und einem Musiker. Diese teilen sich die Hauptfigur. Durch ihre Leistung glänzt das Stück – neben Jakob Köhle und Benjamin Lang vor allem durch die junge Schauspielerin Nevena Lukic. Das Ovid-Trio sucht Nähe zum Publikum, lässt einen wieder fallen.

Drei Jeans, keine Chance

"Mein Name ist Ovid. Ich bin vierzehn. Habe eine Katze, drei Jeans und keine Chance", lautet der erste Satz. Ovids Mutter ist ein Junkie, in der Schule wird er gemobbt. Hilling wirft Fragen des Heranwachsens auf: Wer bin ich? Was ist der Sinn dieses Lebens? Warum will sie mich nicht ficken? Es wird aber nicht versucht, darauf Antworten zu finden. Ovid beschäftigt die Reflexion seines miserablen Lebens.

Für was innen geht wurde Hilling 2013 mit dem niederländisch-deutschen Kinder- und Jugenddramatikerpreis Kaas & Kappes ausgezeichnet. Das Innsbrucker Theater hatte sich um die Uraufführung bemüht – und trotz Konkurrenz von deutschen Staatstheatern den Zuschlag bekommen.

Beunruhigendes Gefühl

Vielleicht ist Tirol für ein in seiner Abstraktheit so rohes und lebensnahes Stück sogar der perfekte Spielort. Es hinterlässt einen mit dem beunruhigenden Gefühl, dass man Jugendliche mit den Gedanken Ovids wohl überall auf dieser Welt finden kann. (Katharina Mittelstaedt, 3.3.2016)