ÖVP-Chef Mitterlehner habe bei der Gesamtschule einen "modernen, zeitgemäßen, fortschrittlichen Standpunkt", sagt Niessl.

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Eisenstadt – Burgenlands Landeshauptmann Hans Niessl (SPÖ) sieht den Vorstoß von ÖVP-Chef Reinhold Mitterlehner, Schulversuche zur Gesamtschule für bis zu 5.000 Schüler pro Bundesland zu ermöglichen, "grundsätzlich positiv". "Er hat dabei doch einen modernen, zeitgemäßen, fortschrittlichen Standpunkt", sagte Niessl zur APA. Der Landeshauptmann wies auch auf einen erhöhten Personalbedarf bei der Umsetzung hin.

Was Mitterlehner gesagt habe, sei "auch der Standpunkt der Sozialpartner, der Industrie, der Wirtschaft und der Arbeiterkammer", so Niessl. Das rot-blaue Regierungsübereinkommen im Burgenland beinhalte, "dass wir uns auch vorstellen können, dort, wo es gewünscht ist, wo Konsens besteht, auch die AHS-Unterstufe mit zusätzlichen Ressourcen auszustatten und eine Gemeinsame Schule der Zehn- bis Vierzehnjährigen auch in der Unterstufe zu machen", erläuterte Niessl.

"Eltern System erklären"

Zuständig für die AHS-Unterstufe sei der Bund. Der Bund müsse wissen, wenn man flächendeckend die Gemeinsame Schule einführe, dann brauche man die Individualisierung. "Und Individualisierung geht nur in kleinen Gruppen. Und dazu brauche ich zusätzlich sehr gut ausgebildetes pädagogisches Personal."

Wenn es diese Ressourcen gebe, dann müsse man "mit den Eltern reden, man muss ihnen das System erklären. Man muss ihnen auch sagen, um wie viel Lehrpersonal es mehr gibt. Man muss mit den Kollegen reden und muss versuchen, in dem Bereich Konsens zu erzielen."

Bei der Gemeinsamen Schule gehe es um "genau das gleiche Modell wie in den Neuen Mittelschulen", wo in den Gegenständen Deutsch, Englisch und Mathematik ein zweiter Lehrer in der Klasse sei. "Das ist sicher mehr als ein Drittel der Stunden", deshalb werde im Endausbau wohl ein Drittel mehr Lehrer notwendig sein, schätzt Niessl. Dafür brauche es auch finanzielle Mittel: "Ich kann keine Neue Mittelschule und keine Gemeinsame Schule ohne zusätzliche Dienstposten machen. Das ist glaube ich jedem klar, der im Pädagogikbereich einen Überblick hat."

ÖVP Burgenland bekennt sich zu Gymnasium

Nicht so gut kam ÖVP-Chef Mitterlehners Vorstoß hingegen bei der ÖVP Burgenland an: "Nicht Gleichmacherei ist die Zukunft, sondern Differenzierung und Talente fördern. Deshalb gibt es von den burgenländischen ÖVP-Landtagsabgeordneten ein klares Bekenntnis zum Gymnasium", erklärte Landesparteiobmann Thomas Steiner in einer Aussendung.

Wer für die Gesamtschule eintrete, fördere das Entstehen sozialer Kluften, stellte Steiner fest: "Wer die Tür zur Gesamtschule öffnet, riskiert dass das Gymnasium geopfert wird", appellierte der Landesparteiobmann auch an die ÖVP-Bundespartei. (APA, 8.3.2016)