Ronald Kuste als Dr. Flause und Maria Fliri als Praxiskollegin Dr. Betty Bauer. Der Cocktailshaker enthält wahlweise Alkohol oder Sperma.

Foto: Bettina Frenzel

Wien – Entgegen seinem Namen setzt Dr. Flause einem keine solchen in den Kopf, sondern Kinder in den Bauch. In seiner Praxis, einem steril-weißen Stufenpodest (Ausstattung: Caro Stark), sitzt Ronald Kuste als Schöpfergott ganz obenauf. Um ihn hängt der Himmel voller Eizellen. Über 300 davon hat er in den 80er-Jahren mit eigenem Sperma befruchtet. Jetzt fürchtet er sich, auf der Straße seinen Ebenbildern zu begegnen.

Die deutsche Dramatikerin Felicia Zeller ist mittlerweile bekannt für irrwitzige Stücke mit gesellschaftskritischem Impetus. Im Wiener Kosmos-Theater läuft Wunsch und Wunder aktuell als österreichische Erstaufführung.

KosmosTheater Wien

Redlich bemüht um Umfassendheit fächert Zeller das Thema Reproduktionsmedizin mittels einer Vielzahl von ernsten bis kuriosen Aspekten und Schlagwörtern auf: Macht und Verantwortung, Social Freezing, Designerbabys, werdenwollende Großmütter. Im Fokus steht jedoch der Fetisch des technisch Machbaren – zwischen Sinn und Unsinn, Wahrscheinlichkeiten und Wahnwitz.

Beunruhigende Ärztesoap

Das ist gut gemeint und besitzt heiteres Potenzial. Katharina Haudum ist eine Sprechstundenhilfe, wie sie im Groschenromane steht. Maria Fliri als Dr. Betty Bauer misstraut ihren Kinderwunsch betreffend dem Reagenzglas mehr als dem Nächstbesten an der Bar. Und Nikolaus Firmkranz (verletzungsbedingt unterstützt von Ursula Leitner) ist im Overall und spritzsicherer Schutzbrille bestens ausgestattet für sein Handwerk der Spermaaufbereitung.

Dass Sätze dabei so oft abbrechen wie die mühsam initiierten Schwangerschaften, darf als beiläufiges Stilmittel der durchgehen. Dass die Elemente der – so weit, so gut – Groteske gerne auch hochtourig in bloße Gags auslaufen, macht die Figuren zwar zuweilen kalauerhaft. Aber wer will denn eine Spaßbremse sein!

Susanne Draxlers Regie macht sich daher die Freude, den turbulenten Plot voll auszukosten. Und so fühlt man sich mit dem quirligen Praxisteam und Michaela Bilgeri, die auf der Suche nach ihrem biologischen Vater hier hereinschneit und zwar nicht das Gesicht des Herrn Doktor, dafür aber seine Hände geerbt hat ..., bisweilen wie in einer Ärztesoap. Allerdings in einer beunruhigenden. (wurm, 11.3.2016)