Markus Stoll alias Harry G sagt "Servus Österreich".

Foto: Christian Brecheis

Wien – Harry G hat den Grant. Den Blues des Südens, der den bairisch-dialektal Sozialisierten vor unabsehbaren Folgen des zermürbenden Alltags rettet: Ausraster, Durchdreher, Mordgelüste – will schließlich keiner haben. Aber sicher: Es gab auch eine Zeit vor dem Grant, als Harry G noch Markus Stoll hieß, in Innsbruck und Buenos Aires BWL studierte und ihm das alles eher wurscht war.

Doch dann kamen der Finanzbranche-Job, die Rückkehr nach München und das Befremden am Oktoberfest. Aus Stoll wurde G, der Hutträger, der mit grantigen Youtube-Videos gegen alles wettert, was man heute zur Münchner Schickeria zählt: Hipster, Bobos, Finanzdienstleister, you know.

Harry G

Millionenfach wurden seine Videos seither angeklickt. 2014 stellte sich Harry G erstmals auch offline auf die Bühne und reüssierte auf Anhieb. Derzeit verkauft der 36-Jährige alles aus, wo er hinkommt. Auch wenn sein Programm "Leben mit dem Isarpreiß" nicht unbedingt Brandneues liefert, punktuell aktualisiert und mit jugendlichem Esprit funktioniert die Sache.

"Der Bayern-Piefke-Vergleich ist zwar schon oft behandelt worden, etwa von Gerhard Polt", sagt er, "aber der Preiß hat sich ja weiterentwickelt. Das ist nicht mehr nur der Tourist mit der Kamera und dem Freizeithut. Er hat sich in München eingelebt als cooler, hipper Typ." Dabei stecke hinter dieser Hipness allzu oft totale Intoleranz, meint Stoll. "Da steht der Wunsch, sich zu differenzieren, hipper zu sein als alle anderen, über allem."

Harry G

Als Harry G plädiert Stoll für eine Rückkehr "zum gesunden Maß", egal ob es da um die überschießende Burger- und Steakladen-Kultur oder das Bussiness-Denglisch der Finanzbranche geht: Statt "on the same page" müsse man eben immer noch einfach "einer Meinung sein" können, findet Stoll. Für sein Österreich-Debüt im Wiener Stadtsaal will sich Harry G auch etwas länderspezifisch auslassen, frei nach dem Motto: "Vom Überirdischen zum Unterirdischen – der tiefe Fall des Felix Baumgartner". Anschauen! (stew, 14.3.2016)