Wiesbaden – Der Unterschied beim Verdienst von Männern und Frauen in Deutschland ist im vergangenen Jahr ein bisschen kleiner geworden. Er verringerte sich um einen Prozentpunkt auf 21 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mitteilte.

Als Hauptgrund vermuten die StatistikerInnen den seit Anfang 2015 geltenden Mindestlohn: Er führte vor allem in Ostdeutschland dazu, dass der Stundenverdienst für Frauen stärker anstieg als der für Männer. Der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen liegt seit Jahren hartnäckig über 20 Prozent. Zuletzt hatte er sich 2009 etwas von 23 auf 22 Prozent verringert.

Geringere Lohnschere im Osten

"Nach wie vor bestehen deutliche Unterschiede zwischen dem früheren Bundesgebiet und den neuen Ländern", erklärten die StatistikerInnen zudem. So betrug die Lohndifferenz im vergangenen Jahr im Osten nur acht Prozent, im Westen dagegen 23 Prozent.

Der bisherige Trend eines wachsenden Lohngefälles zwischen Männern und Frauen im Osten sei damit unterbrochen worden. Bis 2009 hatte er noch sechs Prozent betragen und war danach auf bis zu neun Prozent 2014 angestiegen.

2015 verdienten Frauen im Schnitt 16,20 Euro pro Stunde. Bei Männern waren es 20,59 Euro. Mit Einführung des Mindestlohns stiegen die Verdienste für Frauen im vergangenen Jahr um 2,3 Prozent im Vergleich mit dem Vorjahr, die für Männer nur um 2 Prozent.

Ursachen für Gender Pay Gap

Die Gründe für den hohen Verdienstunterschied vor allem im Westen Deutschlands sind seit Jahren dieselben: Frauen haben schlechter bezahlte Berufe, haben seltener eine Führungsposition und arbeiten häufiger als Männer in Teilzeit oder sind nur geringfügig beschäftigt. Damit lassen sich rund zwei Drittel des sogenannten Gender Pay Gap erklären. Diese Begründungen treffen aber bei rund sieben Prozent nicht zu, weil Frauen im Schnitt auch bei vergleichbaren Tätigkeiten und Qualifikationen schlechter verdienen als Männer.

Österreich hat laut jüngsten Eurostat-Daten den zweitgrößten Lohnunterschied in der ganzen EU. 22,9 Prozent verdienen Frauen hierzulande weniger als Männer. Nur nur in Estland ist der Gender Pay Gap mit 28,3 Prozent noch größer. (APA, Reuters, 16.3.2016)