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Aus für kulturelles Elitedenken: "Dance and Resistance – Bedrohte menschliche Bewegungen Vol. 2"

Foto: nadaproductions

Wien – Wer gründet einfach ein neues Ministerium, um politische Zeichen zu setzen? Die Politik hat's schon seit einiger Zeit nicht mehr getan. Also ist Nadaproductions in die Bresche gesprungen – eine Gruppe Wiener Kunstschaffender, die von der Choreografin Amanda Piña und dem bildenden Künstler Daniel Zimmermannn geleitet wird: Das BMfB, Bundesministerium für Bewegungsangelegenheiten, wurde 2009 als Kunstprojekt ins Leben gerufen.

Jetzt zeigt Nadaproductions im Tanzquartier Wien in Assoziation mit dem BMfB ein neues programmatisches Werk: Dance and Resistance – Bedrohte menschliche Bewegungen Vol. 2. Darin werden vergessene, ignorierte oder ausgestorben geglaubte Formen des Tanzes wiederbelebt, die Piña und Zimmermann europa- und weltweit gesammelt haben.

Zu sehen ist nicht eine sentimentale Ethno-Show, sondern eine Konfrontation mit jenem alten und neuen Kolonialismus, der die kulturelle Vielfalt weltweit dezimiert hat: durch militärische und ökonomische Invasionen genauso wie durch die globalisierte Unterhaltungsindustrie und den nur scheinbar harmlosen Ferntourismus. An die Zukunft zu glauben, heißt für Nadaproductions, sich mit der verlorenen Vielfalt zu beschäftigen und sie neu erlebbar zu machen – als künstlerisches Gemeinschaftserlebnis mit u. a. Linda Samaraweerová, Alma Quintana und Solanghe Enriquez Barrios.

Im "Repertoire" sind dabei etwa ein Schmetterlingstanz der Navajo, der Battere-Tanz von der Pazifikinsel Tabiteuea und der Feuertanz Sakkudei aus Indonesien. Diese absoluten Seltenheiten werden nicht als exotische Attraktionen zur Erbauung des Publikums gezeigt. Vielmehr will Nadaproductions erreichen, dass die Europäer ihr kulturelles Elitenempfinden endlich loslassen und das "Andere" auf Augenhöhe mit dem "Eigenen" sehen. Ein Segen also, dieses BMfB. Kein Wunder, dass es auch den Sanktus unseres Bundespräsidenten hat. (Helmut Ploebst, 17.3.2016)