Es hat schon seinen Grund, warum viele Bürgermeister den wenig schmeichelhaften Titel "Ortskaiser" umgehängt bekommen. Manche der Gemeindechefs gerieren sich nach wie vor wie kleine Potentaten, vermeinen, in ihrem Minikaiserreich nach eigenem Gutdünken schalten und walten zu können.

Sie vermeinen nicht nur: Sie tun es auch. Da gibt es Bürgermeister, die setzen sich selbst als Controller der Stadt ein; andere, wie der jetzt umstrittene SPÖ-Bürgermeister Andreas Babler, sichern sich ein Zusatzeinkommen aus dem Gemeindebudget; andere werken als leidenschaftliche Fußballpräsidenten des örtlichen Kickklubs und versuchen Geld aus der öffentlichen Kasse in den "eigenen" Verein umzulenken. Andere wiederum – gar nicht so wenige – lassen sich in ihrer Gemeinde auch gleich als Amtsvorstand anstellen. Auch ein schönes Körberlgeld. Alles legal – aber politisch-moralisch völlig daneben.

Ändern wird sich wenig: Es wird immer wieder ein neuer "Fall Babler"" auftauchen und eine Grundsatzdebatte über politische Moral anfachen – die dann regelmäßig wieder verebbt. Solange die Landeshauptleute ihre schützende Hand über "ihre" Bürgermeister halten und diese Untugenden dulden, bleibt alles beim Alten. Die Landeschefs brauchen ihre Parteifreunde an der Basis, damit diese bei der nächsten Landtagswahl für sie laufen. Das wissen die Ortskaiser – und machen ungeniert munter weiter. (Walter Müller, 30.3.2016)