Bregenz – Vorarlberg will angesichts der ernüchternden Ergebnisse bei der Überprüfung der Bildungsstandards im Fach Deutsch noch stärkere Akzente im Bereich des Lesens, Schreibens und Rechnens legen. "Es muss uns gelingen, die Zahl der Spitzenschüler deutlich zu steigern und jene der Risikoschüler klar zu mindern", betonte Schullandesrätin Bernadette Mennel (ÖVP) am Freitag bei einer Pressekonferenz.

Hinter anderen Bundesländern

Von den 3.776 in Vorarlberg getesteten Schülern verfehlten etwa 600 (ca. 16 Prozent) die Lernziele der Volksschule deutlich. Es sei damit zu rechnen, dass diese 600 Kinder auch in der weiteren Schullaufbahn "erhebliche Probleme haben werden", hieß es. Mennel machte keinen Hehl daraus, dass die Zahlen alles andere als erfreulich seien und sie sich bessere Ergebnisse erwartet habe. Die Unterschiede seien österreichweit gering, dennoch liege Vorarlberg in allen fünf getesteten Kompetenzbereichen unter dem Österreich-Schnitt.

Unter anderem brachte die Überprüfung ans Tageslicht, dass die Unterschiede zwischen den Ergebnissen von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund teilweise groß sind. Dasselbe stellte sich heraus beim Vergleich von Kindern aus bildungsfernen Schichten mit Kindern aus bildungsaffinen Elternhäusern. Die Heranwachsenden aus bildungsfernen Haushalten lagen im Lesen bis zu drei Lernjahre hinter den Schülern aus akademischen Haushalten zurück.

"Zielgerichteter"

Zwar seien in den vergangenen Jahren klare Schwerpunkte gesetzt worden, nannte Mennel etwa die Stärkung der Frühpädagogik oder den Ausbau ganztägiger Betreuungs- und Schulformen. Offenbar zeige dies aber noch zu wenig Wirkung. Sie verwies auch auf das "Volksschulpaket" des Landes, aus dem 2,7 Millionen Euro in die ersten und zweiten Volksschulklassen fließen. So viel Geld gebe kein anderes Bundesland aus. Dennoch gelte: "Diese Ressourcen müssen noch klarer zweckgebunden verwendet werden, sie müssen zielgerichtet beim Schüler ankommen", betonte die Landesrätin.

Die für die Pflichtschulen zuständige Landesinspektorin Karin Engstler unterstrich, dass man in Bilanz- und Zielvereinbarungsgesprächen mit den Schulen vielleicht eine Spur konkreter werden müsse, was zu tun sei. Die Ergebnisse wertete sie als klaren Auftrag, noch genauer "hinzuschauen", etwa auch wenn es um die Bildungssprache anstelle des Dialekts als Unterrichtssprache gehe.

Zur Rolle der Eltern sagte Mennel, dass die Unterstützung der Kinder oftmals nicht im gewünschen Ausmaß stattfinde. "Wir würden uns wünschen, dass Eltern mit den Kindern üben", so Mennel. Faktum sei aber, "dass es nicht so ist und dass es mittlerweile viele Haushalte gibt, die kein Buch haben". (APA, 1.4.2016)