Parteichef Heinz-Christian Strache stand im Mittelpunkt der Feierlichkeiten zum FPÖ-Jubiläum in Wiener Palais Ferstl.

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Wien – Die Geschichte der FPÖ: eine Hochschaubahn, sagt Ursula Stenzel. Und es grenze an ein Wunder, dass die Parteiwagons auch nach dem rasanten Absturz seit 2005 fest in den Schienen liegen. Das sei einem allein zu verdanken: Heinz-Christian Strache.

Die erst 2015 von der ÖVP zur FPÖ gewechselte Wiener Politikerin Stenzel war nicht die Einzige, die dem Parteichef beim Festakt anlässlich des 60-Jahr-Parteijubiläums Rosen streute. Auch der Wiener Vizebürgermeister Johann Gudenus betont am Mittwoch im Wiener Palais Ferstl, dass Strache nach der Übernahme der Partei 2005 "sehr, sehr schnell aus dem Schatten eines Jörg Haider getreten" und seine eigene Linie gefunden habe.

Die "Invasion" und das "ethnisch-kulturelle" Überleben

Straches Überpräsenz war wohl zum Teil darauf zurückzuführen, dass es Norbert Hofers Lücke zu füllen galt: Den blauen Präsidentschaftskandidaten hat eine "kleine Sommergrippe" erwischt, wie er auf seiner Facebook-Seite bekanntgegeben hat, er müsse das Bett hüten.

Das "ethnisch-kulturelle" Überleben angesichts der großen Migrationsbewegungen war sodann inhaltlich einer der Schwerpunkte der Jubiläumsfeier. Parteiurgestein Hilmar Kabas, von Ursula Stenzel als "Zeitzeuge" vorgestellt, sieht die "Existenzfrage" für Europa und Österreich gestellt: "Kann unsere Heimat ethnisch-kulturell überleben?"

Kabas ortet eine "Invasion, die verschiedene Kräfte ja gestartet haben – das ist ja nicht vom Himmel gefallen, sondern das wurde ja auch gelenkt". Welche "Kräfte" die "Invasion" gestartet und gelenkt hätten, erwähnte Kabas allerdings nicht.

Hofer: Der Mann für die Parteiausschlüsse

Strache selbst widmete freilich einen größeren Teil seiner fast einstündigen Rede dem blauen Hofburg-Kandidaten Hofer. Einige Male habe dieser ihm – wohl politisch – schon das Leben gerettet. Und wenn Strache auf Urlaub weile und gerade jemand aus der Partei auszuschließen sei, sei es "gut, jemanden zu haben, der bei aller Liebenswürdigkeit auch konsequent sein kann".

Versöhnung mit Haider

In einem Exkurs setze der FPÖ-Parteiobmann auch die politische Versöhnung mit seinem 2008 verstorbenen Vorgänger Jörg Haider fort. Dieser habe das politische Interesse des jungen Strache geweckt, und wie alle Menschen habe er "Licht- und Schattenseiten" in sich vereint. Und er habe als "politischer Eisbrecher" begonnen, das System des "rot-schwarzen Proporzes" aufzubrechen.

"Es ist ihm nur leider nicht nachhaltig gelungen, dieses System zu überwinden", zurückzuführen sei dies laut Strache auf "die vielen Fehler, die er begangen hat" – mit der BZÖ-Abspaltung von der FPÖ 2005 als größte Verfehlung. Die persönliche Aussprache zwischen Strache und Haider zwei Tage vor dessen Unfalltod: für Strache "schicksalhaft. Das kannst du ja nicht planen." Strache jedenfalls trage Haider nichts nach, "denn wenn man zurückblickt, muss man die positiven Seiten sehen, die haben bei weitem überwogen".

Rücktritt und Austritt

Selbstredend setzte Strache bei dieser Gelegenheit auch zum Rundumschlag gegen die Bundesregierung an, die aufgrund ihres Verhaltens in der Flüchtlingskrise rücktrittsreif sei. Die FPÖ sei der Hetze bezichtigt worden – nun sei die Regierung dazu übergegangen, "allen unseren Forderungen auf einmal nachzukommen".

Auch die "demografiepolitische Frage" Kabas', "ob wir noch ethnisch überleben", griff Strache auf – und beantwortete sie mit: "Nein, wenn wir so weitertun." Man sei deshalb angehalten, "unsere Heimat und Europa und das christliche Abendland zu retten, indem wir Sorge tragen, dass unsere Kinder nicht zur Minderheit werden in der eigenen Heimat".

Den "Zentralisierungsbestrebungen", die laut Strache in der EU zunehmen, müsse die FPÖ entschlossen entgegentreten. Es könne auch sein, "dass ein Punkt kommt, da können und wollen wir nicht mehr Mitglied der Europäischen Union sein". (Sebastian Fellner, 6.4.2016)