Klagenfurt – Es scheint auf den ersten Blick, Frank Stronach habe beim blauen Kärntner Ränkespiel Regie geführt. Die Art, wie jetzt der dortige Parteiobmann Christian Ragger von seinem Bundeschef Heinz-Christian Strache abserviert wurde, ähnelte den Stronach'schen Durchgriffsmethoden. "Frank" pflegte ja ebenfalls Landesobleute – wie zuletzt jenen der Steiermark – ohne Vorwarnung ruckzuck zu entfernen.

Bei Ragger dürfte aber doch auch eine strategische Überlegung dahinterstehen. Mit Ragger entledigt sich Strache des letzten Repräsentanten aus der Truppe der "Haider-Erben" rund um den damaligen Landeshauptmann Gerhard Dörfler. Mit dem Nationalratsabgeordneten Gernot Darmann schickt er einen sehr loyalen Vertrauten aus dem Parlament als Statthalter nach Kärnten. "Die Kärntner Landespartei wird mit Darmann jetzt auf Bundeslinie gebracht", sagt die in Klagenfurt tätige Politikwissenschaftlerin Katrin Stainer-Hämmerle.

"Freundliches Gesicht" der FPÖ

Darmann spielte in dieser alten Riege eine eher untergeordnete Rolle und gilt wie Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer als "freundliches Gesicht" der FPÖ.

Ragger sei als Anwalt mit einer gut gehenden Kanzlei unabhängiger und weniger berechenbar gewesen, zudem könnte Ragger von der juristischen Aufarbeitung der Nach-Haider-Zeit tangiert werden. "Strache will sich von allen Lasten der Vergangenheit befreien und sich in Kärnten neu aufstellen", sagt Stainer-Hämmerle.

Damit Ragger nicht allzu tief fällt, soll er statt Darmann ins Parlament wechseln. Da Ragger aber nicht – wie Darmann – auf der Bundesliste steht, müsste ein aufwendiges Prozedere von zahlreichen Verzichtserklärungen organisiert werden. "Das war sicher unbedacht. Es macht auch kein gutes Bild, wenn Ragger auf Kosten anderer ins Parlament kommt", sagt Stainer-Hämmerle. (Walter Müller, 7.4.2016)