Die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt könnte zur Hochschule werden, wenn es nach Plänen des Verteidigungsministeriums geht.

Foto: Theresianische Militärakademie

Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) hat den Wunsch nach einer eigenen Militärhochschule geäußert.

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Die Wissenschaftsssprecherin der Grünen, Sigrid Maurer, sieht keinen Bedarf an einer Militärhochschule.

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Wien – Wenige Wochen nachdem der neue Vorsitzende des Wissenschaftsrats Antonio Loprieno mit seiner Einschätzung aufhorchen ließ, dass 22 Universitäten zu viel sind für das kleine Österreich, kommt vom neuen Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) ein gegenteiliger Vorschlag.

Er will den militärischen Nachwuchs nicht länger in der Landesverteidigungsakademie, der Theresianischen Militärakademie (FH-Studiengang Militärische Führung) und der Heeresunteroffiziersakademie ausgebildet wissen, sondern in einer neu zu gründenden Militärhochschule. Hinsichtlich dieses Ansinnens hegt die grüne Wissenschaftssprecherin Sigrid Maurer Skepsis, die sie am Donnerstag in parlamentarischen Anfragen an Verteidigungsministerium und Wissenschaftsministerium zum Ausdruck bringt, die dem UNISTANDARD vorliegen.

Uni oder Fachhochschule?

Soll die Militärhochschule eine Uni oder eine Fachhochschule sein? Wo soll sie stehen? Wer wird dafür bezahlen? "Das Ministerium befindet sich hinsichtlich der Militärhochschule in einem Beurteilungs- und Planungsverfahren. Daher ist es zu früh, um konkrete Aussagen zu tätigen", lässt das Verteidigungsministerium gegenüber dem UNISTANDARD sämtliche Fragen unbeantwortet.

Aus dem Wissenschaftsministerium heißt es: "Wir kennen die Pläne für eine mögliche Militärhochschule derzeit nur aus den Medien, sehen dieses Vorhaben aber neutral. Schon bisher gibt es zum Fachhochschulstudiengang Militärische Führung in Wiener Neustadt keine wesentlichen inhaltlichen und finanziellen Berührungspunkte des Wissenschaftsministeriums und wir gehen davon aus, dass das auch bei künftigen Angeboten so sein wird." Entscheidendes Kriterium für neue tertiäre Angebote sei die erfolgreiche Akkreditierung der Agentur für Qualitätssicherung. Zudem gibt das Wissenschaftsministerium zu bedenken: "In Hinblick auf den gesamten Hochschulstandort sollten im Vorfeld mögliche Synergien mit bestehenden Institutionen geprüft werden, um Doppelstrukturen zu vermeiden."

Empfehlung für Eurofighter

Der Wunsch einer Militärhochschule ist jedenfalls kein neuer: 2007 wollte die Unteroffiziersgesellschaft, dass die Landesverteidigungsakademie zur Universität würde. Dann machten ein Plagiatsfall eines Oberstleutnants und Gerüchte um Spionageverdacht, Mobbing und Freunderlwirtschaft die Runde, und der Ruf danach, Universität werden zu wollen, verstummte.

Mit dem PhD-Programm "Interdisciplinary Legal Studies" an der Uni Wien steckt das Verteidigungsministerium schon jetzt Geld in die universitäre Forschung. Auch initiierte es 2006 eine Stiftungsprofessur für europäische Sicherheitspolitik an der Uni Innsbruck. Der berufene Professor war allerdings umstritten: Seine Empfehlung, Eurofighter zu kaufen, stieß auf heftigen Protest seiner Politikwissenschaftskollegen.

Maurer bezweifelt jedenfalls den Bedarf an einer Militärhochschule: "Wir haben sicher nicht zu wenige Hochschulen, ich kann im neutralen Österreich auch keinen Bedarf an einer Militärhochschule erkennen." Zudem ist sie skeptisch, was sie Motive für deren Gründung angeht. "Ich frage mich schon: Entsteht diese Forderung aus dem Interesse an wissenschaftlicher Auseinandersetzung oder nicht doch vielmehr aus dem Wunsch nach akademischen Titeln?" (trat, 28.4.2016)