Gleich neben dem Mochi lockt jetzt auch das Ramasuri – mit neuwienerischer Küche.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Spargel auch mit blättrig aufgeschnittenem Roastbeef, Friséesalat und Hollandaise sieht toll aus, schmeckt auch so.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Der erste, von Autos wenig befahrene Teil der Praterstraße hat seinen ganz eigenen Charme. Fast möchte man sich im Schatten der Platanen im Süden wähnen. Dass die Gastgärten sich nonchalant über das Trottoir ausbreiten, mag eine Rolle spielen, die vielen Balkons ebenso.

Und, vor allem, die klassizistische Fassade des Hauses "Zum Jonas": ein eleganter, ockergelber Dreifrontenbau an der Ecke zur Zirkusgasse, mit voller Exposition nach Süden und meist geschlossenen, blassgrünen Fensterläden. Sieht in seiner stilvoll verwitterten Grandezza aus, als ob er frisch aus Nizza hergeflogen wäre. Nur die Nestroy-Statue davor verankert ihn in Wien.

Und das neue Lokal, das vergangene Woche darin eröffnet wurde. Es heißt Ramasuri (für Nichtwiener: Durcheinander, Wirbel) und wird von Gabriel Alaev, dem Spross eines usbekischen Juden und einer Mistelbacherin betrieben – wienerisch wie nur. Nicht auf die angeranzt altmodische Art natürlich, die ist mit der zuvor hier befindlichen Tranklerhütte ausgezogen. Alaev hat die vergangenen Jahre im Motto am Fluss gewerkt, entsprechend professionell wird hier Freude an der Gastlichkeit vermittelt.

Der Schanigarten, buntes Blechmobiliar der retroschicken Art, macht sich gut vor der edlen Fassade. Umso größer ist der Kontrast im Inneren: blanke Wände, Tische aus rohen Holzplanken, die offenbar von einer uralten Scheune in Salzburg stammen, bunt gemischte Stühle und eine lange Bank an der Wand, die mittels bunter Kissen aufgebrezelt wurde. Offenbar soll nur ja nix vom blendenden Aussehen des durchwegs jugendlich wirkenden Publikums ablenken, das sich hier ab den Morgenstunden zeigen darf.

Da gibt es dann Birchermüsli und Porridge, aber auch eine Egg-Benedict-Variante namens "Royal": auf den Punkt pochierte Eier auf geräuchertem Lachs mit einem satten Schöpfer Sauce hollandaise. Sehr gut: der knusprig geröstete English Muffin, der als Saucenschwamm besser taugt als jene labberigen Toastscheiberln, die einem sonst gern unters Benedict geschoben werden.

Neu-Wien

Die Speisekarte verspricht neuwienerisches Essen, vor dem sich keiner fürchten muss, das aber mit allerhand spielerischen Elementen auffrisiert wird. Das kennt man so ähnlich aus dem Motto am Fluss. Im Ramasuri wird Beef Tatar aber von Hand geschnitten – ob man dazu wirklich eine Nocke Eis von der geräucherten Paprika will, sei dahingestellt.

Ceviche von der Offiziersmakrele überzeugt mit zartem, vollfettem Biss und milder Frische, eine Creme vom schwarz fermentierten Knoblauch und sauer-fruchtige Passionsfrucht sorgen für Kontraste.

Marinierter Spargel wird auf wirklich frischen Salat aus verschiedensten Blättern gesetzt, dazu gibt es sauer marinierte Erdbeeren – funktioniert auf geradezu exotische Art gut. Wer es nicht so vegan mag, darf sich den Spargel auch mit blättrig aufgeschnittenem Roastbeef, Friséesalat und Hollandaise einverleiben – sieht (siehe Bild) toll aus, schmeckt auch so.

Bei den Hauptspeisen überzeugen die saftigen, fein abgeschmeckten Butterschnitzel vom Wels mit Erbsenpüree, Minze und Krensauce ebenso wie das im Heu geräucherte Hendlfilet mit Quinoa, geschmortem Fenchel und Dill – saftige, kraftvolle Aromen, die gekonnt zueinanderfinden.

Auch dem Backhendl werden hier auf kluge Art neue Nuancen beigebracht: Die Leber wird nicht mitpaniert, sondern wie ein Parfait als Creme serviert, die Haut im Rohr zum knusprigen Chip geröstet. Da lässt man sich auch den lila Erdäpfelsalat gefallen – wirkt geschmäcklerisch, ist aber tadellos klassisch angemacht. (Severin Corti, RONDO, 6.5.2016)