Wien – Die aus herausragenden Nachwuchsforschern zusammengesetzte "Junge Kurie" der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) warnt vor einer "ernstzunehmenden Gefährdung des Forschungsstandort Österreich". In einem am Montag veröffentlichten "Hilferuf" begründen sie dies mit der "Geldnot" des Wissenschaftsfonds FWF und den daraus resultierenden, mit Anfang April geänderten Antragsrichtlinien.

Die Wissenschafter verweisen in einem Offenen Brief auf die wichtige Rolle des FWF, der die Basisfinanzierung der österreichischen Grundlagenforschung sichere und dabei helfe, "diese so kompetitiv zu machen, dass österreichische Forschungsgruppen in der Regel wesentlich mehr Mittel aus der europäischen Forschungsförderung lukrieren als die Republik Österreich in diese einzahlt".

Der positiven Entwicklung der österreichischen Forschungslandschaft in den vergangenen 15 Jahren stehe aber die Finanzierung des FWF in den vergangenen Jahren "diametral entgegen": Eine steigende Anzahl von international hervorragend begutachteten Anträgen treffe auf ein seit Jahren stagnierendes FWF-Budget. "Die Förderung weltweit richtungsweisender Ideen wird damit immer häufiger abgelehnt", kritisiert die "Junge Kurie".

"Grobe Vernachlässigung"

Zudem würden erfolgreiche FWF-Instrumente wie Spezialforschungsbereiche oder Doktoratskollegs ausgesetzt bzw. abgeschafft. "Ihr Ausfall bedeutete den ersten Schritt in Richtung grober Vernachlässigung der Entwicklungsmöglichkeiten erstklassiger Forschung in Österreich". Und die neuen FWF-Antragsrichtlinien hätten "unabsehbare Folgen für die Finanzierung der Wissenschaften in Österreich".

So dürfen Wissenschafter künftig nur maximal zwei Einzelprojekte beim FWF haben und auch die Mitarbeiterzahl in Projektanträgen mit erheblichem Sach- und Gerätekosten ist auf zwei limitiert. Dadurch würden fundamental unwissenschaftliche Kriterien zur Bewertung wissenschaftlicher Ideen eingeführt, was weitreichende Konsequenzen hinsichtlich Flexibilität und Zusammenarbeit innerhalb der Wissenschaftsgemeinschaften erwarten lasse, kritisieren die Nachwuchsforscher.

"Wird nichts gegen die prekäre finanzielle Lage des FWF unternommen, fehlen essenzielle Perspektiven für die besten Nachwuchswissenschafter. Dann wird Österreich mittel- bis langfristig an Attraktivität für die Spitzenforscher von morgen verlieren, und die zahlreichen hervorragenden österreichischen Forschungsgruppen werden sich nicht dauerhaft halten können", betont die "Junge Kurie", die für "eine kritische Revision der aus Geldnot getroffenen Strukturänderungen beim FWF, sowie für eine dem reichen Land Österreich angemessene Förderung der Grundlagenforschung" plädieren. (APA, 9.5.2016)