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Strache in Israel, Hofers Reise ist nicht festgehalten.

Foto: REUTERS/Ronen Zvulun

Es war ein Termin, der ihm "sehr wichtig" war. So wichtig, dass FPÖ-Präsidentschaftskandidat Norbert Hofer gerne und bereitwillig in mehreren Interviews davon erzählte – so auch Mitte April im STANDARD: "Ich war Teil einer Delegation des österreichischen Parlaments und bin von der Präsidentin der Knesset empfangen worden", sagte er da. Eine Formulierung, auf die die FPÖ bei der Autorisierung des Gesprächs noch extra gepocht hat.

Ein Fehler, mehrfach passiert

Doch die Parlamentsdelegation hat es nie gegeben, wie die "ZiB 2" recherchiert hat. Jetzt hält der Pressesprecher den Kopf dafür hin: "Das war ein Fehler von mir." Dass der blauen Reisegesellschaft, bestehend aus dem damaligen Wiener Landtagsabgeordneten David Lasar, Landtagspräsident Johann Herzog und eben Hofer, damit ein offiziöser Touch verpasst wurde, ist aber gleich mehrfach "passiert": Auch in der "Presse", der "Wiener Zeitung" und der "Tiroler Tageszeitung" betont Hofer gerne den offiziellen Charakter seiner Reise.

Lasar erinnert sich an einen "Solidaritätsbesuch", bei dem die Blauen auch von Gila Gamliel vom Likud zum Essen eingeladen worden seien. Sie war damals übrigens Vizepräsidentin und nicht Präsidentin. Ihr damaliger Pressesprecher kann ein solches Treffen aktuell weder bestätigen noch ausschließen.

Warum ein solcher Besuch, der aufgrund des schwierigen Verhältnisses der FPÖ zu Israel zweifelsohne mediales Aufsehen erregt hätte, in seiner Presseaussendung aber in keinster Weise erwähnt wird, erklärt Lasar auf Nachfrage des STANDARD so: Es könne sein, dass das beim Telefonat mit dem Pressedienst in Österreich "überhört" wurde, oder "wenn man jedes kleine Detail anführen würde, wäre eine Aussendung viel zu lange". Lasar betont, man brauche nicht das Außenamt, "wenn man von einer befreundeten Partei eingeladen wird" – das werde nur dann informiert, "wenn ich einen Staatsbesuch mache". Und dieser sei nicht erfolgt.

An den Terrorakt, in den Hofer "mitten hineingekommen" sein will ("neben mir wurde eine Frau erschossen"), hat Lasar eine andere Erinnerung. Man habe mit dem Auto aufgrund einer Sondergenehmigung in unmittelbarer Nähe der Klagemauer geparkt, "als wir hinausfahren wollten, durften wir nicht, weil gerade eine Terroristin erschossen wurde, die durch das Tor durchwollte".

Hofer hingegen sagt in der "Presse": "Als ich auf dem Tempelberg war, ist zehn Meter neben mir eine Frau erschossen worden, weil sie versucht hat, mit Handgranaten und Maschinenpistolen betende Menschen zu töten." Mickey Rosenfeld, Pressesprecher der israelischen Polizei, sagt im Gespräch mit dem STANDARD: "Es hat kein solcher Zwischenfall auf dem Tempelberg stattgefunden, wo mit Granaten oder Schüssen auf den Tempelberg abgefeuert worden wäre." Laut einem Bericht der "Jerusalem Post" kam es am 30. 7. sehr wohl zu einem Zwischenfall in Jerusalem. Demnach wurde eine 35-Jährige Frau von der Polizei nahe der Klagemauer angeschossen und leicht verletzt. Die jüdische Frau hatte aber weder eine Granate oder Maschinenpistole bei sich noch wurde der Vorfall als Terroranschlag eingeordnet.

Was es nun doch gibt, ist jener Brief, der laut Hofer "schon seit Jahren" existiere. Allerdings ist er mit 3. Mai 2016 datiert, war also zum Zeitpunkt der Aussage Mitte April noch nicht formuliert – und liegt dem STANDARD vor.

Straches Brief

In dem Schreiben von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache an Avner Shalev von Yad Vashem heißt es: "Die Freiheitliche Partei Österreich verpflichtet sich von ganzem Herzen einer Holocaust-Erinnerungskultur, damit dieses einzigartige Verbrechen gegen die Menschheit niemals vergessen werden darf". Auch bekennen sich die Freiheitlichen zum Staat Israel und seinem Recht, sich verteidigen zu dürfen. Gleichzeitig weist Strache darauf hin, dass durch die "ungezügelte Immigration aus islamischen Ländern die Gefahr eines Wiederauflebens von Antisemitismus" bestehe, da unter den Einwanderern "zahlreiche islamistische Extremisten" seien. (mte, riss, seg, 20.5.2016)