So überraschend das Engagement des früheren Raiffeisen-Generals Christian Konrad als Flüchtlingsbeauftragter der Regierung im Sommer des Vorjahres war, so überraschend ist auch seine Ankündigung, den Job im Herbst aufzugeben. Seine Bestellung laufe bis 30. September, "und ich werde so nicht weitermachen", kündigte er am Donnerstag im Ö1-"Mittagsjournal" an.

Dabei hat der pensionierte Banker und passionierte Jäger seinen späten Spezialauftrag durchaus gut erledigt. Als ihn die Regierung holte, war Feuer am Dach: Bund, Länder und Gemeinden waren damals in der Frage, wo die vielen Flüchtlinge untergebracht werden können, und vor allem, wer dafür aufkommen soll, heillos zerstritten. Der gut vernetzte Konrad brachte alle an einen Tisch und bezog auch von Anfang an Hilfsorganisationen mit ein. Und tatsächlich ist es gelungen, auch die zehntausenden Transitflüchtlinge vorübergehend zu versorgen. Dass es heute keine Engpässe bei Unterkünften für gebliebene Asylwerber gibt, ist auch diesem Networking zu verdanken.

Zuletzt hatte Konrad immer öfter die vor allem im bürgerlichen Lager unpopuläre Forderung, Lehr- und Arbeitsplätze für junge Asylwerber zu schaffen, vertreten – und war damit schon mehr auf NGO-Seite als auf Regierungslinie. Wofür es auch prompt erboste Zurufe aus der Politik gab. Kern und Mittlerlehner sollten Konrad zumindest ersuchen, in die Verlängerung zu gehen. (Michael Simoner, 9.6.2016)