Für den Aufnahmetest gibt die Wiener Medizin-Uni 800.000 Euro aus.

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Wien – 2,5 Tonnen Testbögen, 7.500 Wasserflaschen und Müsliriegel, 260 Tutoren und 60 Lehrende, die aufpassen, dass nicht geschummelt wird. Für den Aufnahmetest für das Medizinstudium in der Wiener Messe braucht die Universität einiges an Ressourcen. Heuer haben sich 7.519 Kandidaten für 740 Studienplätze beworben. "So viele Tische und Stühle gibt es in Österreich gar nicht zu mieten", sagte Anita Rieder, die zuständige Vizerektorin der Medizinischen Universität Wien, bei einer Pressekonferenz. Die Möbel wurden aus dem Ausland nach Wien transportiert.

Insgesamt kostet der Aufnahmetest 800.000 Euro, sagt Rieder. Finanziert wird das mit den Anmeldegebühren der Bewerber, sie müssen 110 Euro zahlen. Trotzdem kommen nicht alle Kandidaten, die sich angemeldet haben. In Wien kamen 6.093 Personen zum Test (81 Prozent), in Innsbruck 2.825 (78 Prozent), in Graz 2.646 (83 Prozent) und in Linz 596 (74 Prozent).

15.000 Bewerber für 1.600 Plätze

Der sogenannte "MedAT"-Test findet am Freitag an allen öffentlichen medizinischen Universitäten des Landes statt. Insgesamt haben sich 15.129 Interessierte für die 1.620 Studienplätze zum Test angemeldet. Das ist ein Plus von rund 1.000 Personen beziehungsweise acht Prozent gegenüber 2015. Abgeprüft werden Basiskenntnisse in Naturwissenschaften und Mathematik, Textverständnis, kognitive Fähigkeiten und seit einem Jahr auch "soziales Entscheiden". Die letzte Kategorie wurde vor allem deshalb eingeführt, weil in den Jahren davor mehr Männer als Frauen den Aufnahmetest bestanden haben.

Die Studierendensozialerhebung 2015 hat ergeben, dass die Medizinstudien die sozial selektivsten an öffentlichen Universitäten sind. Der Anteil der Studienanfänger aus einer niedrigen sozialen Schicht liegt bei neun Prozent. Zum Vergleich: In ganz Österreich stammen 17,4 Prozent der Studierenden aus niedrigen sozialen Schichten. Einen Grund für diese Tatsache sehen Studierendenvertreter im Aufnahmetest.

Onlineumfrage geplant

Es sei unklar, ob es zwischen der geringen sozialen Durchmischung und dem Aufnahmetest tatsächlich einen Zusammenhang gebe, da die Zahlen dazu fehlen, sagt Rieder. Um besser über die Bewerber informiert zu sein, befragt die Universität deshalb alle Kandidaten in einer Onlineumfrage bezüglich ihrer Motivation, ihres sozialen Hintergrunds und der Finanzierung des Studiums.

Der Kritik am Aufnahmeverfahren stellt Vizerektorin Rieder die sehr geringe durchschnittliche Studiendauer an ihrer Universität entgegen. Brauchten vor der Einführung des Aufnahmetests im Jahr 2006 die Studierenden noch durchschnittlich 20 Semester, ist diese Zahl seither auf 13 Semester gesunken. Auch die Abbruchquote ist sehr gering, nur fünf Prozent schließen ihr Studium nicht ab. Durchschnittlich sind es laut Zahlen aus dem Jahr 2009 knapp zwanzig Prozent.

Teure Kurse nicht nötig

Für eine bessere soziale Durchmischung plane die Med-Uni, potenzielle Studienanfänger an den Schulen besser zu informieren. So habe etwa eine Studie im Auftrag der Universität gezeigt, dass teure Vorbereitungskurse für den Aufnahmetest nicht erfolgreicher sind als die Vorbereitung anhand der Lernunterlagen, die von der Universität selbst zur Verfügung gestellt würden.