In Österreich wird wieder mehr geheiratet. Die Scheidungsrate lag 2015 mit 41,6 Prozent leicht unter dem Vorjahr.

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Wien – Die Österreicher sagen öfter Ja und bleiben auch eher zusammen. Laut Statistik Austria ist im Vorjahr die Zahl der Eheschließungen gestiegen, zugleich gab es weniger Scheidungen. Erstmals wurden mit der Umstellung auf das Zentrale Personenstandsregister auch im Ausland geschlossene Ehen und Begründungen von Partnerschaften von in Österreich lebenden Menschen erfasst.

Deutliches Plus in jedem Fall

Demnach wurden im Jahr 2015 insgesamt 44.502 Ehen geschlossen und 423 eingetragene Partnerschaften begründet. 3.690 dieser Ehen und 39 Partnerschaften wurden im Ausland begründet. Doch auch ohne diese Trauungen hätte sich ein deutliches Plus ergeben: In Österreich selbst gab es 40.812 standesamtliche Trauungen, neun Prozent mehr als im Vorjahr.

In allen Bundesländern wurden 2015 mehr Ehen geschlossen als im Jahr davor. Den deutlichsten Anstieg gab es in Vorarlberg (12,7 Prozent), gefolgt von der Steiermark und Oberösterreich (je 11,4 Prozent), Salzburg (10,8 Prozent) und Tirol (10,0 Prozent). Unterdurchschnittlich stiegen die Eheschließungszahlen in Kärnten (8,2 Prozent), Niederösterreich (8,1 Prozent), dem Burgenland (7,9 Prozent) und Wien (4,8 Prozent).

Die Menschen trauen sich später

68,5 Prozent der Eheschließungen waren beiderseitige Erst-Ehen (2014: 68,4 Prozent). Allerdings trauen sich die Österreicher immer später: Das mittlere Erstheiratsalter der Männer lag 2015 bei 32,6 Jahren, jenes der Frauen bei 30,3 Jahren (jeweils rund 0,2 Jahre höher als 2014). Unter allen Bundesländern waren Männer in Wien mit 31,6 Jahren bei ihrer Erstheirat am jüngsten, Frauen in Niederösterreich mit 29,8 Jahren. Am ältesten waren erstmalig heiratende Brautleute in Kärnten (Männer: 33,7 Jahre, Frauen: 31,1 Jahre).

Von den 423 eingetragenen Partnerschaften im Jahr 2015 haben 384 gleichgeschlechtliche Paare ihre Partnerschaft in Österreich begründet, 4,5 Prozent weniger als 2014. 220 Paare beziehungsweise 52,0 Prozent waren männlich. Die gleichgeschlechtlichen Partner waren 2015 überwiegend zwischen 30 und 49 Jahre alt (59,0 Prozent), und 84,9 Prozent waren vor der Begründung der eingetragenen Partnerschaft ledig. Bei 65,2 Prozent der eingetragenen Partnerschaften hatten beide Partner beziehungsweise Partnerinnen die österreichische Staatsbürgerschaft, bei 61,0 Prozent sind beide Partner in Österreich geboren.

Wien mit höchster Scheidungsrate

Die Zahl der Scheidungen ging im Vorjahr hingegen zurück. Im Jahr 2015 wurden laut Statistik Austria 16.351 Ehen (minus 1,8 Prozent gegenüber 2014) rechtskräftig geschieden und 69 eingetragene Partnerschaften (plus 38 Prozent gegenüber 2014) aufgelöst. Die Gesamtscheidungsrate – also die Wahrscheinlichkeit, dass eine jetzt geschlossene Ehe vorzeitig endet – lag im Jahr 2015 mit 41,6 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2014 (42,1 Prozent).

Im Bundesländervergleich war die Gesamtscheidungsrate 2015 in Wien mit 47,8 Prozent am höchsten und in Oberösterreich mit 36,3 Prozent am niedrigsten. Auch Niederösterreich (47,3 Prozent) und das Burgenland (43,1 Prozent) lagen hier über dem österreichischen Mittel. In den übrigen Bundesländern lag die Gesamtscheidungsrate unter dem Österreich-Wert, nämlich zwischen 36,3 Prozent und 39,7 Prozent.

20 Scheidungen nach 50 Ehejahren

Die weitaus meisten Scheidungen (87,3 Prozent) im Jahr 2015 (2014: 87,7 Prozent) erfolgten in beiderseitigem Einvernehmen. Bei den 2.069 strittig beziehungsweise nach ausländischem Recht geschiedenen Ehen war zu 53,1 Prozent der Mann Träger des Verschuldens, zu 9,0 Prozent die Frau, zu 26,6 Prozent beide sowie in 11,3 Prozent der Fälle keiner von beiden.

Die mittlere Ehedauer (Median) der im Jahr 2015 geschiedenen Ehen war mit 10,9 Jahre um 0,2 Jahre länger als im Jahr davor. 1,3 Prozent der Scheidungen fanden bereits innerhalb des ersten Ehejahres, weitere 4,4 Prozent im Lauf des zweiten Ehejahres statt. Insgesamt betraf fast die Hälfte aller Scheidungen Ehen mit einer Ehedauer von weniger als zehn Jahren (46,7 Prozent). Etwa jede siebente Scheidung (13,6 Prozent) erfolgte nach der Silberhochzeit – also nach mehr als 25 Ehejahren. 20 Paare ließen sich erst nach der Goldenen Hochzeit und damit nach mehr als 50 gemeinsamen Jahren scheiden.

18.686 neue Scheidungeskinder

Männer waren bei der Scheidung im Mittel 45,1 Jahre, Frauen 42,1 Jahre alt. Damit erhöhte sich das mittlere Scheidungsalter (Median) sowohl für Männer als auch Frauen im Vergleich zum Vorjahr um 0,2 Jahre. Insgesamt 18.686 Kinder, davon 12.621 (67,5 Prozent) minderjährig, waren von der Scheidung ihrer Eltern betroffen. Die geschiedenen Ex-Ehepaare hatten somit im Durchschnitt 1,14 Kinder (aller Altersstufen), mehr als die Hälfte davon im Alter von unter 14 Jahren (52,4 Prozent).

Die 69 Auflösungen eingetragener Partnerschaften erfolgten zu 94,2 Prozent einvernehmlich. Davon waren mehr als die Hälfte der Paare weiblich (58,0 Prozent). Zwei Drittel der Paare (68,1 Prozent) waren zwischen 30 und 49 Jahre alt. (APA, red, 14.7.2016)