Das Bildungsministerium weist die Forderung nach mehr Geld zurück.

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Wien – Die Freie Waldorfschule Wien-West ist insolvent – und sie dürfte nicht die einzige nichtkonfessionelle Privatschule mit Finanzproblemen sein. "Die Schulen sind finanziell unterversorgt, das ist nur noch Mängelverwaltung", klagt Eva Becker, Vorstandsmitglied des Waldorfbundes. Sie fordert eine "faire Finanzierung" der Waldorf-, Montessori- und anderen Alternativschulen.

600.000 Euro Schulden hat der Betreiberverein der Waldorfschule Wien-West in Hietzing angesammelt. Ein Teil der Schulden hat dabei laut Becker strukturelle Gründe, mit denen alle Alternativschulen seit einigen Jahren zu kämpfen hätten. Seit 2013 sei die Fördersumme des Bundes für den laufenden Betrieb pro Schüler um ein Viertel gesunken, beklagt die Waldorfbund-Sprecherin. 750 statt 1.000 Euro gebe es nun pro Kopf und Jahr bei tatsächlichen Kosten von rund 5.000 Euro.

Mehr Schüler, gleiches Budget

Der Hintergrund: Zwar ist die Basisförderung von 4,5 Millionen Euro pro Jahr im Vergleich zu früher nicht verringert worden, die Zahl der aus diesem Topf geförderten Schüler allerdings um 1.500 Personen angewachsen. Als Ausgleich sei 2013 die Möglichkeit geschaffen worden, dass auch die freien Privatschulen bei den Ländern Förderung für ganztägige Schulformen beantragen können, so Becker. Das wäre allerdings keine Hilfe: "Die geringere Pro-Kopf-Basissubvention kann nicht aufgefangen werden durch eine Ganztagsschule, die erst recht selbst Kosten erzeugt."

Schmerzgrenze für Eltern erreicht

Becker fordert eine Anhebung der Basisfinanzierung auf die Höhe der tatsächlichen Personalkosten – in der Praxis würde das in etwa eine Vervierfachung bedeuten. Eine Erhöhung der Elternbeiträge (durchschnittlich 3.000 Euro pro Jahr und Schüler, sozial gestaffelt) kommt aus ihrer Sicht hingegen nicht in Frage: Die Schmerzgrenze sei für viele Eltern erreicht. Den Schulen sei es wichtig, dass sie nicht nur für einen elitären Zirkel leistbar sind.

Ministerium winkt ab

Im Bildungsministerium weist man Beckers Forderung mit Verweis auf die Steigerung der Basisfinanzierung in den vergangenen Jahren zurück. Das österreichische Schulsystem werde zwar durch die Privatschulen positiv ergänzt, aber: "Es müssen nach wie vor strikte Budgetvorgaben eingehalten werden, sodass eine Erhöhung der Fördergelder insgesamt nicht erwartet werden kann." Laut Ministerium wurde die Basisförderung erst zwischen 2008/09 und 2009/10 von 2,25 auf 4,5 Millionen Euro verdoppelt.

Die nichtkonfessionellen Privatschulen mit Öffentlichkeitsrecht werden im Unterschied zu den konfessionellen Privatschulen, deren Lehrerkosten voll vom Bund getragen werden, vor allem durch Elternbeiträge und Subventionen finanziert. Zuletzt gab es laut Bildungsministerium 98 Standorte mit rund 6.000 Schülern, die eine sogenannte Basisförderung des Bundes erhalten. (APA, 2.8.2016)