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Der Zauber des Urlaubsweins ist daheim häufig verflogen.

Foto: ap/epa/sergei ilnitsky

Weinfreaks kennen das: Man verbringt den Urlaub in einer Weinregion, um seiner Leidenschaft zu frönen. Und weil es dort, wo Rebstöcke wachsen, meist auch sehr schön ist. Mit verklärtem Gaumen verkostet man hiesige Gewächse, die kistenweise als flüssiges Souvenir nach Hause transportiert werden.

Nur schmecken sie daheim irgendwie anders. Irgendwie schlechter. Der Zauber ist verflogen. Was noch vor Wochen verzückte, lässt einen jetzt, zurück in der wirklichen Wirklichkeit, ratlos zurück. Ob Weine, dort, wo sie wachsen, tatsächlich besser schmecken, oder man im Urlaubsmodus den einfachsten Fusel gerne zum Jahrhundertgewächs stilisiert, lässt sich so genau nicht sagen.

Saurer Chianti

Haben doch schon unsere Eltern Jahr für Jahr grauenvoll sauren Chianti in Korbflaschen aus Italien heimgekarrt, die dann im geleerten Zustand als bizarres Dekoelement das Wohnzimmer schmückten. Meist mit bunten Tropfkerzen oben drauf.

Aber ist es so verwerflich, wenn plötzlich stinknormaler Tafelwein richtig gut schmeckt, weil halt das Meer im Hintergrund so schön rauscht und die Sterne so hell leuchten? Darf der Gaumen denn nicht auch einmal Urlaub machen und sich so richtig entspannen? Abseits von Tanninstrukturanalysen und Sekundäraromenauswertung. Man muss sich ja nicht gleich den Kofferraum mit dem Zeug vollpacken. (Christina Fieber, RONDO, 16.8.2016)